Tschentscher geht in Quarantäne - Corona-Inzidenz wieder über 150

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher mahnt zur Vorsicht: die
Infektionsdynamik müsse abgebremst werden. Die Corona-Inzidenz in der
Hansestadt steigt unterdessen weiter - und der Regierungschef selbst
begibt sich vorsichtshalber in häusliche Isolation.

Hamburg (dpa/lno) - Nach einem Hinweis der Corona-Warn-App ist
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) in Quarantäne
gegangen. Die Warnung stehe offenbar im Zusammenhang mit der
Bundesratssitzung am vergangenen Freitag, nach der zahlreiche im
Plenarsaal Anwesende einen entsprechenden App-Hinweis erhalten
hätten, teilte Senatssprecher Marcel Schweitzer am Montag mit. Neben
Tschentscher hätten sich auch Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne)
sowie die Außenbevollmächtigte des Senats beim Bund und der EU,
Staatsrätin Almut Möller (SPD), in freiwillige häusliche Isolation
begeben. «Sie arbeiten derzeit im Homeoffice und lassen am kommenden
Mittwoch einen PCR-Test durchführen», sagte Schweitzer.

Unterdessen stieg die Sieben-Tage-Inzidenz in Hamburg wieder über
150. Zu Wochenbeginn kamen 360 neue Fälle hinzu - 108 mehr als am
Sonntag und 70 mehr als am Montag vor einer Woche. Wie die
Gesundheitsbehörde mitteilte, stieg die Inzidenz, also die Zahl der
Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen, von 148,4
auf 152,1. Im Wochenvergleich ist das ein Plus von knapp 37. Der
bisher höchste Inzidenzwert hatte Heiligabend bei knapp 180 gelegen.
Die Zahl der in Hamburg an oder mit Corona gestorbenen Menschen gab
das Robert Koch-Institut (RKI) unverändert mit 1372 an.

Auf den Intensivstationen der Hamburger Krankenhäuser wurden laut
Register der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv-
und Notfallmedizin (Divi) am Montag 88 Corona-Patienten behandelt;
davon mussten 54 invasiv beatmet werden.

Trotz Rücknahme der Osterruhe muss nach Ansicht Tschentschers die
Infektionsdynamik «dringend abgebremst» werden. «Wenn dies nicht
zeitnah erfolgt, reicht auch der Ausbau einer effizienten
Teststrategie nicht mehr aus, um das Infektionsgeschehen zu
stabilisieren», warnte er. Deutschland drohe «noch vor dem Erreichen
eines ausreichenden Impfschutzes eine Überlastung des
Gesundheitswesens».

Angesichts unterschiedlicher Vorgehensweisen in den Ländern forderte
Tschentscher einheitliche Regelungen zu Einzelhandel, Sport,
Gastronomie, Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen ein, die überall in
Deutschland konsequent umgesetzt werden müssten. «Je früher dies
erfolgt, desto besser ist es für alle.»

Bis einschließlich Sonntag wurden in Hamburg 304 997 Impfdosen
verabreicht, wie aus Zahlen des RKI hervorging. Knapp 215 000
Menschen erhielten eine Erst-, über 90 000 auch schon eine
Zweitimpfung - die allermeisten mit dem Impfstoff von Biontech. Die
Impfquote lag bei den Erstimpfungen bei 11,6 und bei den
Zweitimpfungen bei 4,9 Prozent und damit jeweils über dem
Bundesdurchschnitt von 10,8 beziehungsweise 4,7 Prozent.

Unterdessen trat am Montag die neue Corona-Eindämmungsverordnung des
Senats in Kraft. Neben der Verlängerung des Lockdowns zunächst bis
zum 18. April sieht sie eine verschärfte Maskenpflicht nun auch für
Auto-Mitfahrer vor. Nur wenn die Insassen zum selben Haushalt
gehören, sind sie von der Pflicht befreit. Auch wer am Steuer sitzt,
muss keine Maske tragen.

Nachdem ein Gerichtsurteil das Mitte Dezember in Hamburg eingeführte
generelle Alkoholverbot in der Öffentlichkeit weitgehend aufgehoben
hatte, ist es nun zeitlich auf bestimmte Orte beschränkt. Betroffen
sind Straßen, Plätze und Parks, wo es nach Erkenntnissen der Polizei
zu Menschenansammlungen mit gemeinschaftlichem Alkoholkonsum kommt.
Dazu zählen etwa der Sternschanzen- und der Jenischpark sowie der
Hans-Albers-Platz an der Reeperbahn und der Ballindamm vor der
Europapassage.