Mehr Tote in Bayern entlang der Corona-Wellen

Corona lässt in den Hochphasen mehr Menschen in Bayern sterben als in
den Vorjahren. Vor allem Alte sind betroffen und die Corona-Hotspots
in Süd- und Ostbayern. Ein erster Lichtblick: Die Sterblichkeit bei
den Senioren ging seit dem Impfstart zurück.

Fürth (dpa/lby) - Die Corona-Pandemie hat die Sterbezahlen in Bayern
phasenweise deutlich in die Höhe getrieben. Nach einer
Sonderauswertung des Statistischen Landesamtes starben im Jahr 2020
in Bayern 145 456 Menschen. Im Vorjahr waren es 133 940, im Mittel
der Jahre 2016 bis 2019 nur 132 690. Aus den wöchentlich erhobenen
Zahlen geht hervor, dass in den ersten zehn Monaten des Jahres keine
signifikante Steigerung zu erkennen war. In den letzten etwa zehn
Wochen des Jahres - auf dem Höhepunkt der zweiten Pandemie-Welle -
wurden aber erhebliche höhere Sterbezahlen gemeldet. Die Statistiker
sprechen jedoch noch nicht von einer signifikanten Übersterblichkeit
in Bayern.

Innenminister Joachim Herrmann (CSU) machte deutlich, dass
jahreszeitlich, regional und bezüglich der Altersgruppen ganz
erhebliche Unterschiede bei den Sterbezahlen verzeichnet wurden. «Man
muss sich immer bewusst machen: Wir reden nicht über statistische
Fakten, sondern über menschliche Schicksale», sagte Herrmann am
Montag in Fürth. «Das sind Tausende von Großmüttern und Großvät
ern,
die ihren Angehörigen schmerzlich fehlen.» Die Zahlen kleinzureden,
sei leichtsinnig und statistisch falsch.

So seien etwa im April 2020 - als die erste Corona-Welle voll
zugeschlagen hatte - die Sterbezahlen bayernweit um 21 Prozent über
dem Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 gewesen. Im November 2020 -
zu Beginn der zweiten Corona-Welle - lag die Sterbefallzahl um zwölf
Prozent, im Dezember 2020 sogar um 35 Prozent über dem Durchschnitt
der Vorjahre.

Besonders stark sei die Gruppe der über 80-Jährigen betroffen
gewesen. Im Dezember 2020 sei die Todesrate in dieser Gruppe um mehr
als 50 Prozent höher gewesen als im Mittel der Jahre 2016 bis 2019.
Aus der Altersgruppe der unter 60-Jährigen seien im vergangenen Jahr
dagegen sogar etwas weniger Menschen gestorben als im Mittel der
Vorjahre.

Regional zieht sich die Spur der Corona-Toten quer durch die
Hotspots, die in den vergangenen zwölf Monaten immer wieder genannt
wurden. Im Landkreis Tirschenreuth wurde im April eine um 135 Prozent
erhöhte Sterblichkeit gemessen, im Kreis Rosenheim war sie im
gleichen Zeitraum um 86 Prozent erhöht, im Kreis Wunsiedel um 61
Prozent.

Die Zahlen der Gestorbenen müsse man vor dem Hintergrund der
getroffenen Maßnahmen sehen. Ohne die Lockdowns wären die Zahlen noch
deutlich höher, sagte Herrmann. Das Ende Dezember 2020 begonnene
Impfen gegen das Coronavirus zeige nach ersten Rohdaten bereits im
Februar 2021 erste statistische Auswirkungen. Nach einer deutlichen
Erhöhung im Dezember und Januar sind im Februar aus der Gruppe der
über 80-Jährigen bayernweit nur noch etwa gleich viele Menschen
gestorben wie in den Vorjahren.

«Sollte sich der positive Trend bestätigen, wäre das ein großer
Schritt in die richtige Richtung», sagte der Innenminister.
Allerdings gebe es hinsichtlich der Todeszahlen noch keine
Erfahrungen mit der deutlich ansteckenderen und möglicherweise
tödlicheren britischen Virusvariante, die in Deutschland inzwischen
dominant ist.