Olympia-Gastgeber Japan drängt EU zu Lieferung von Corona-Impfstoff

Tokio (dpa) - Japan hat die Europäische Union knapp vier Monate von
den Olympischen Spielen in Tokio vor Verzögerungen bei der Lieferung
von Corona-Impfstoffen gewarnt. In einem Interview der
Nachrichtenagentur AP drängte Japans Impf-Minister Taro Kono die EU
angesichts von Engpässen in Europa am Montag, für stabile Exporte
nach Japan zu sorgen. Anderenfalls drohe Schaden für die Beziehungen.
Japan, das den Impfprozess deutlich später als andere Länder begann,
will am 23. Juli die Olympischen Spiele in Tokio eröffnen. Japans
Regierung hatte erklärt, auch ohne Impfungen gegen das Coronavirus
die Spiele im Sommer durchzuziehen.

Doch ob das Land die bis dahin geplante Zahl an Impfdosen erhalten
wird, gilt als unsicher. Bisher hat Japan lediglich den
Biontech/Pfizer-Impfstoff genehmigt und ist damit abhängig von
Importen aus der EU. Kono erklärte zwar, die Olympischen Spiele
spielten für die Impfplanungen der Regierung keine Rolle. Er sei
jedoch «äußerst besorgt, dass unsere freundschaftlichen Beziehungen
zwischen Japan und der EU beeinträchtigt würden, wenn eine Sendung
(nach Japan) ausgesetzt würde», wurde Minister Kono weiter zitiert.

Obwohl Japan die EU wiederholt zu einer Gesamtgenehmigung für den
Export des Biontech/Pfizer-Impfstoffs aufgefordert hat, erteilt die
EU eine Genehmigung weiterhin nur für jede einzelne Lieferung des
Impfstoffs. Eine sogenannte Herdenimmunität bis zu den Olympischen
Spielen gilt in Japan jetzt schon als nahezu ausgeschlossen.

Um das eigene Volk gegen eine Ausbreitung des Coronavirus zu
schützen, hat Japan bereits ausländische Fans, Athletenfamilien sowie
die meisten internationalen Helfer von den Spielen ausgesperrt. Auch
die Zahl der offiziellen Gäste soll deutlich eingeschränkt werden.
Eine Impfpflicht haben Japan und das Internationale Olympische
Komitee (IOC) zwar ausgeschlossen. Sie drängen aber darauf, dass sich
so viele Beteiligte wie möglich freiwillig impfen lassen.