Mehr Ratten wegen der Corona-Pandemie? Kommunen geben Entwarnung

Die Menschen kaufen in der Pandemie mehr Essen zum Mitnehmen - lockt
der zusätzliche Müll mehr Ratten an? Die Kommunen sind wachsam.

München (dpa/lby) - Gemeinden und Städte in Deutschland melden
vereinzelt eine Zunahme an Ratten in der Kanalisation und an
Müllcontainern. Jüngst warnte die Verwaltungsgemeinschaft Volkach
(Landkreis Kitzingen) vor einem «hausgemachten Problem» mit Ratten.
Eine stichprobenhafte Umfrage unter Städten in Freistaat zeigte: Die
Kommunen sind gewappnet, stellen aber in der Corona-Pandemie keine
flächendeckende Zunahme der Ratten-Population fest.

In Volkach hatte die Verwaltung die Bürger gebeten, keine Speisereste
in der Toilette zu entsorgen oder auf Spielplätzen und in Parks
wegzuwerfen. Weil in der Kanalisation mehr Ratten festgestellt wurden
und die Tiere Infektionskrankheiten übertragen können, gehen
Kläranlagenmitarbeiter den Angaben nach mit Giftködern gegen sie vor.

Ratten könnten sich rasant vermehren, weil sie mehrmals im Jahr Junge
bekommen, die wiederum schon im Alter von drei Monaten selbst
fortpflanzungsfähig seien, sagte Udo Steinbauer, Leiter der
Kläranlage Volkach. «Das bedeutet, dass ein Rattenpaar bis zu 1000
Nachkommen pro Jahr haben kann.»

Aus Nürnberg heißt es, dass zwar mehr To-Go-Essen gekauft werde, aber
grundsätzlich weniger Menschen in der Stadt unterwegs seien. «In der
Regel wird das Essen daheim eingenommen», teilte ein Sprecher mit.
Insofern lägen nicht mehr Essensreste herum. Zudem gehe die Stadt mit
regelmäßigen Kontrollen gegen die Nager vor. «Die Situation im
städtischen Kanalsystem hat der Stadtentwässerungsbetrieb im Griff.»


Ähnlich sieht es in Würzburg aus, wo die Stadtreiniger und das
Gartenamt, das zuständig für die Pflege und Reinigung der Grünfläch
en
ist, mit dem Thema befasst sind. Beide Abteilungen stellten wegen der
Schließung der Gastronomie eine Zunahme weggeworfener oder liegen
gelassener To-Go-Verpackungen auf Straßen, Plätzen und Grünflächen

fest. Pizza-Kartons zögen Ratten an, teilte ein Sprecher mit. Die
Stadtreiniger hätten jedoch ihre Reinigungsintervalle an betroffenen
Stellen erhöht. Das Gartenamt habe die Zusatzmülltonnen, die sonst
erst von April bis Oktober in den Grünanlagen aufgestellt werden,
bereits im März verteilt.

München, Augsburg, Rosenheim, Landshut, Regensburg, Bamberg und Hof
meldeten bei der Zunahme von Ratten ebenfalls: «Fehlanzeige». Der
Hausmüll habe während der Pandemie zwar zugenommen, jedoch sei der
Gastro- und Gewerbemüll weniger geworden, hieß es aus Augsburg. Auch
ein Sprecher der Stadt Rosenheim verwies darauf, dass deutlich
weniger Menschen in der Innenstadt unterwegs seien.

Die Stadt München teilte mit, dass gelegentlich Spielplätze wegen
Rattenbekämpfungsmaßnahmen innerhalb des Stadtgebiets gesperrt werden
müssten. Das sei aber seit jeher zum Schutz von Kleinkindern
notwendig. Einen Zusammenhang mit der Pandemie gebe es nicht.