Großbritannien erwartet Moderna-Impfstoff gegen Corona

Bis Ende Juli soll allen Erwachsenen im Vereinigten Königreich eine
erste Impfung gegen das Coronavirus angeboten werden. Doch
Liefersorgen und der Streit mit der EU riefen Sorgen um den Zeitplan
hervor. London gibt sich gelassen.

London (dpa) - Mit dem Einsatz eines weiteren Impfstoffs will die
britische Regierung ihren erfolgreichen Kurs im Kampf gegen das
Coronavirus fortsetzen. Im April werde mit den ersten Lieferungen des
Pharmakonzerns Moderna gerechnet, sagte Kabinettsmitglied Oliver
Dowden am Sonntag der BBC. Es wäre das dritte Vakzin, das in
Großbritannien zum Einsatz kommt. Bisher haben landesweit mehr als 30
Millionen Erwachsene - 57 Prozent - eine erste Dosis erhalten.

Berichte über Lieferschwierigkeiten aus Indien sowie der Streit mit
der EU über den Export von Impfstoffen hatten zuletzt in
Großbritannien Sorgen geschürt, dass das Land sein ambitioniertes
Ziel verpassen könne, bis Ende Juli allen Erwachsenen eine erste
Dosis anzubieten. Großbritannien verhandelt derzeit mit der EU über
Exporte von Impfstoffen. Die EU verpflichtet Hersteller, ihre
Ausfuhren genehmigen zu lassen. In London ist die Sorge deshalb groß,
die EU könnte künftig alle Exporte auf die Insel verbieten.

Premierminister Boris Johnson kündigte trotz der jüngsten
Lieferprobleme an, am geplanten Öffnungskurs festzuhalten. «Aus
heutiger Sicht kann ich absolut nichts aus den Daten ablesen, was
mich davon abhält, unseren Weg zur Freiheit fortzusetzen, unsere
Wirtschaft zu öffnen und zu dem Leben zurückzukehren, das wir
lieben», sagte Johnson bei einer Online-Konferenz mit Parteifreunden.

In einem nächsten Schritt sind von diesem Montag an im größten
Landesteil England wieder Treffen von zwei Haushalten oder bis zu
sechs Personen im Freien erlaubt. Nicht-essenzielle Geschäfte sowie
Außengastronomie sollen dann am 12. April öffnen.

Er freue sich darauf, zum Friseur gehen zu können», sagte Johnson am
Samstag. «Aber was noch wichtiger ist: Ich werde in der Lage sein,
die Straße entlangzugehen und vorsichtig, aber unumkehrbar, werde ich
im Pub ein Pint Bier trinken.»

Allerdings räumte Johnson ein, dass - anders als bisher geplant -
nicht alle Corona-Restriktionen wirklich am 21. Juni aufgehoben
werden könnten. Es sei offen, welche Auswirkungen eine dritte
Corona-Welle auf dem europäischen Festland für das Land haben werde,
sagte Johnson. Zum Schutz gegen neue Varianten des Coronavirus plant
die britische Regierung eine dritte Impfung noch in diesem Jahr.

Über 70-Jährige könnten diese «Booster»-Impfung bereits im Septem
ber
bekommen, sagte der zuständige Staatssekretär Nadhim Zahawi der
Zeitung «Daily Telegraph» (Samstag). Auch medizinisches Personal und
Pflegekräfte sollen dann ihre dritte Dosis innerhalb von zehn Monaten
bekommen. Bis zum Herbst würden vermutlich acht verschiedene
Impfstoffe zur Verfügung stehen, sagte Zahawi. Er kündigte an, dass
bald Drive-Through-Impfzentren öffnen sollen, in denen man sich im
Auto impfen lassen kann.

Diskutiert wird derzeit über Impfpässe für den Eintritt in Pubs,
Theater und Kirchen sowie über strengere Regeln bei der Einreise.
Verkehrsminister Grant Shapps kündigte an, dass vom 6. April an
Lastwagenfahrer, die mehr als zwei Tage im Land bleiben, innerhalb
von 48 Stunden einen Corona-Test machen müssen.