Schäuble: Klimawandel ist keinen Deut weniger wichtig geworden

Berlin (dpa) - Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble warnt davor, in
der Corona-Krise andere Probleme aus den Augen zu verlieren. «Der
Klimawandel ist in der Pandemie keinen Deut weniger wichtig
geworden», sagte der CDU-Politiker dem «Spiegel». «Corona ist eine

Zäsur, wir müssen sie zum Anlass nehmen, auch über andere große Din
ge
zu sprechen.» Als weiteres Beispiel nannte er die Digitalisierung und
die Auswirkungen Künstlicher Intelligenz.

«Es gibt da eine Trägheit in unserer Gesellschaft», sagte Schäuble.

«Jetzt haben wir durch Corona einen Tritt bekommen. Wir sollten
loslaufen und zeigen: Wir können mehr.»

Mit Blick auf die Kür des Unions-Kanzlerkandidaten riet Schäuble zu
einer späten Entscheidung. «Die Kanzlerin will und kann dem
Kandidaten bis zum Wahltag nicht viel Raum geben», sagte er. Das sei
kein Vorwurf. «Es ist deswegen auch richtig, den Kandidaten so spät
wie möglich zu küren. Denn streitet der Kandidat mit Merkel:
schlecht. Setzt er sich nicht ab von ihr: auch schlecht. Das nennt
man ein Dilemma.»

Als mögliche Kandidaten der Union werden die beiden
Parteivorsitzenden von CDU und CSU gehandelt, der
nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet und Bayerns
Regierungschef Markus Söder. Nach ihren Angaben soll eine
Entscheidung zwischen Ostern und Pfingsten fallen.

Trotz der fallenden Umfragewerte für die CDU zeigte sich Schäuble
kämpferisch. Er räumte ein, es werde schwierig, die Menschen zu
überzeugen. «Aber eine Erfahrung sagt mir: Man muss es versuchen.» Er

verwies aber auch auf zwei früherer CDU-Kanzler, die ihr Amt an
SPD-Nachfolger abtreten mussten. «Übrigens ist 1969, als Kiesinger
für Brandt gehen musste, die Welt nicht untergegangen und 1998, als
Kohl Schröder unterlag, auch nicht.»