DAK: Psychische Krankheitsfälle in Gesundheitsbranche am häufigsten

Die Corona-Jahre haben Spuren hinterlassen. Immer häufiger müssen
Beschäftigte aussetzen, weil sie mit der Situation und Belastungen
nicht mehr klarkommen. Betroffen ist vor allem die Pflege.

Stuttgart (dpa/lsw) - Trauer und der Pflege-Marathon, die
fortwährende Angst vor dem Virus und das Alleinsein in der Zeit der
strengen Auflagen: Im zweiten Jahr der Pandemie haben Beschäftigte in
Baden-Württemberg drei Prozent mehr Fehlzeiten wegen Depressionen und
anderer psychischer Erkrankungen eingereicht als im Jahr zuvor.
Zwischen 2011 und 2021 ist die Zahl sogar um mehr als Viertel (27
Prozent) gestiegen, wie aus dem aktuellen «Psychreport» der
DAK-Gesundheit hervorgeht.

Besonders betroffen seien Frauen ab 60 Jahren, die an 18 Prozent mehr
Tagen aussetzen mussten als im Jahr zuvor. Bei den 55- bis
59-Jährigen nahm die Zahl der Fehltage um zwölf Prozent zu. Für die
Männern verzeichnet der Report in beiden Altersgruppen für denselben
Zeitraum einen deutlichen Rückgang.

Die meisten Ausfälle wegen psychischer Erkrankungen gibt es in
Baden-Württemberg weiter bei den Beschäftigten im Gesundheitswesen -
zumindest unter den DAK-Versicherten (294 Fehltagen je 100
erwerbstätige DAK-Versicherte), auch die öffentliche Verwaltung ist
oft betroffen. Für den Report hat das IGES Institut nach Angaben der
DAK-Gesundheit die Daten von 280 000 DAK-versicherten Beschäftigten
ausgewertet.

«Frauen sind häufiger in sozialen Berufen etwa als Kranken- oder
Altenpflegerinnen sowie in Branchen mit viel Menschenkontakt
beschäftigt, daher sind ihre Ausfalltage hier höher», sagte Siegfried

Euerle, der Landeschef der DAK-Gesundheit in Baden-Württemberg. Hinzu
komme, dass in vielen Firmen psychische Probleme weiterhin ein Tabu
seien. «Arbeitgeber müssen Stress und mögliche Belastungen mehr in
den Fokus rücken und innerbetriebliche Abläufe schaffen, die die
psychische Gesundheit stützen», forderte Euerle. «Wir werben für
einen offeneren Umgang mit psychischen Belastungen, gerade in stark
belasteten Branchen.»

Laut DAK verursachen Depressionen mit Abstand die meisten psychischen
Fehltage (38,5 Prozent). Mit 22,6 Prozent folgen die sogenannten
Anpassungsstörungen als Reaktionen auf belastende Lebensereignisse,
zum Beispiel einen Trauerfall. «Dies kann sich in negativen
Veränderungen des Gemütszustandes oder auch in Störungen des
Sozialverhaltens ausdrücken», erklärte die DAK.