Merkel gegen Vorzüge für Geimpfte - Spahn plant digitalen Impfpass

Berlin (dpa) - Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist gegen
ein generelles Senken der Corona-Beschränkungen für geimpfte
Personen. «Solange die Zahl der Geimpften noch so viel kleiner
ist als die derjenigen, die auf die Impfung warten, sollte der Staat
beide Gruppen nicht unterschiedlich behandeln», sagte Merkel der
«Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Donnerstag). Wo es aber um private

Vertragsverhältnisse gehe, «können wir uns von staatlicher Seite
wenig einmischen».

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kündigte einen digitalen
Impfausweis zusätzlich zu dem gängigen gelben Impfheftchen an. So ein
Impfnachweis sei ohnehin 2022 geplant, solle nun aber bereits vorher
entwickelt werden, sagte er am Mittwoch im Bundestag. Zu einer
möglichen Bevorzugung von Geimpften bezog er nicht Stellung: Das sei
eine eigene Debatte, die «ohne Zweifel» im Bundestag geführt werden
müsse. Er schloss aber aus, dass der Staat in Krankenhäusern oder
anderen Bereichen der öffentlichen Daseinsfürsorge bei Geimpften und
Nichtgeimpften mit zweierlei Maß misst.

Merkel sagte, grundsätzlich müsse ohnehin erst eindeutig geklärt

sein, dass Geimpfte nicht mehr ansteckend seien. Merkel machte auch
deutlich, dass sich der Umgang mit Geimpften und Nicht-Geimpften
verändern könne. «Wenn wir genügend Menschen ein Impfangebot gemach
t
haben werden und sich einige partout nicht impfen lassen wollen, wird
man überlegen müssen, ob es in bestimmten Bereichen Öffnungen und
Zugänge nur für Geimpfte geben soll.»

Merkel selbst will sich erst impfen lassen, wenn sie nach der von der
Ständigen Impfkommission empfohlenen Priorisierung an der Reihe ist.
Ihr sei das Abstandhalten im Gegensatz zu anderen Berufsgruppen
möglich. «Eine Erzieherin in der Kita, ein Grundschullehrer kann das
nicht.» Je mehr Impfstoff vorhanden sei, desto flexibler werde man
mit den Priorisierungen umgehen müssen.