Baumarkt ja, Restaurant nein - Land stellt Corona-Öffnungsplan vor Von Franziska Höhnl und Fabian Albrecht, dpa

Seit Monaten ist das Leben in Sachsen-Anhalt heruntergefahren. Jetzt
sollen zunächst Schulen, Kitas und Friseure wieder öffnen. Doch was
ist mit Gastronomie, Handel und Kultur?

Magdeburg (dpa/sa) - Sachsen-Anhalt gehört weiterhin zu den
Bundesländern, die am stärksten vom Coronavirus betroffen ist -
dennoch hat die schwarz-rot-grüne Landesregierung jetzt ein Konzept
vorgelegt, in welchen Schritten das öffentliche Leben wieder
hochgefahren werden könnte. Das meiste davon ist Zukunftsmusik und
setzt voraus, dass die Zahl der neuen Fälle je 100 000 Einwohner und
Woche von derzeit rund 90 mindestens auf unter 50 fällt. Unabhängig
davon gibt es ab 1. März Öffnungen, auch solche, die erst am Dienstag
verkündet wurden. Was bedeutet der Plan und was gilt?

Was geht ab dem 1. März wieder?

Schon länger bekannt ist, dass Friseursalons ab 1. März wieder öffnen

dürfen und Termine begehrt sind. Auch die Schulen und Kitas werden am
Montag nach monatelangem Notbetrieb eingeschränkt wieder für alle
Kinder und Jugendlichen öffnen. Neu: Auch Baumärkte, Gärtnereien,
Blumenläden sowie Fahr- und Flugschulen dürfen ab 1. März öffnen.
«Das ist notwendig, weil wir auch saisonal bedingt diese Angebote
benötigen, auch für das persönliche Bedürfnis, sich zu betätigen,

wenn das Wetter wieder schöner wird», sagte Ministerpräsident Reiner

Haseloff (CDU). Alle anderen Bereiche sollen nach jetzigem Stand erst
öffnen dürfen, wenn die Infektionslage es erlaubt.

Welche Regeln gelten an Schulen und Kitas?

Seit Mitte Dezember durften nur jene Kinder in Kitas betreut werden,
deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiteten. Ab Montag gilt
der Anspruch wieder für alle Kinder, sagte Sozialministerin Petra
Grimm-Benne (SPD). Es gilt der eingeschränkte Betrieb, also Betreuung
in festen Gruppen mit fest zugeteilten Erzieherinnen.

An den Schulen gibt es wieder Präsenzunterricht für alle.
Grundschüler sollen jeden Tag in ihrer festen Klasse mit einem fest
zugeteilten Lehrer im immer gleichen Raum lernen, wie
Bildungsminister Marco Tullner (CDU) sagte. Eltern könnten selbst
entscheiden, ob ihre Kinder in die Schule gehen, oder weiter zu Hause
lernen sollen. Das müsse für jede Schulwoche verbindlich angemeldet
werden. Alle älteren Jahrgänge lernen im sogenannten Wechselmodell
aufgeteilt in Gruppen abwechselnd in der Schule und zu Hause.

Gelten diese Betreuungsregeln für alle Regionen?

Nein. Voraussetzung für das Ende des Notbetriebs ist, dass die Grenze
von 200 Neuinfektionen je 100 000 Einwohnern und Woche mindestens 5
Tage am Stück unterschritten wird. Das trifft derzeit auf alle
Regionen bis auf den Burgenlandkreis zu. Dort bleibe der Notbetrieb
bestehen, sagte Tullner. Wöchentlich wird das Infektionsgeschehen
darauf überprüft, ob das geltende Modell gewechselt wird. Ab 8. März

soll täglicher Unterricht für alle Jahrgänge in all jenen Kreisen
möglich sein, in denen es stabil weniger als 50 Neuinfektionen je
100 000 Einwohnern und Woche gibt. Unter dieser Grenze liegen derzeit
der Kreis Stendal und der Kreis Mansfeld-Südharz.

Wie wird an den Einrichtungen das Ansteckungsrisiko minimiert?

Sachsen-Anhalt hat für die staatlichen Schulen medizinische Masken
und Schnelltests organisiert. So sollen 483 000 Schutzmasken verteilt
werden, heißt: Für jede Lehrkraft bis Ostern täglich eine neue Mask
e.
Für Kolleginnen und Kollegen mit besonderem Risiko für einen schweren
Verlauf wurden 200 000 Filtermasken der Schutzklasse FFP2 verteilt.
Zudem werden laut Bildungsministerium 110 000 Schnelltests
ausgeliefert, mit denen sich Lehrkräfte selbst testen können. Wenn
diese aufgebraucht seien, werde Nachschub geliefert, sagte Tullner.
Für das Kita-Personal gibt es 250 000 Schnelltests.

Schülerinnen und Schüler müssen zunächst ohne Schnelltestmöglichk
eit
auskommen. Sobald es Angebote gebe, die für Minderjährige zum
Selbstgebrauch zugelassen seien, werde sich das ändern, hieß es vom
Bildungsministerium. Auch Privatschulen müssen ihr Personal selbst
ausstatten, können sich das aber vom Land fördern lassen.

Wann wird es weitere Öffnungen geben?

Kommt drauf an. Der neue Plan der Landesregierung arbeitet nicht mit
konkreten Zeitpunkten, sondern Kennzahlen zur aktuellen Corona-Lage.
Zentral bleibt die 7-Tage-Inzidenz: Lockerungen soll es jeweils
geben, wenn weniger als 50 Infektionen je 100 000 Einwohnern und
weniger als 35 erreicht werden - und nochmals, wenn diese Schwelle
drei beziehungsweise sechs Wochen lang unterschritten wird.

Einschränkung: Die Lage auf den Intensivstationen muss entspannt
sein. Es könne nur gelockert werden, wenn weniger als 15 Prozent der
Intensivbetten mit Covid-19-Patienten belegt sind, heißt es. Seit
einer Woche pendelt die 7-Tage-Inzidenz im Landesschnitt um die 90.

Wann machen Läden, Theater und Restaurants wieder auf?

Losgehen soll es bei weniger als 50 Fällen je 100 000 Einwohnern und
Woche. Dann sollen wieder Übernachtungen auf Campingplätzen erlaubt
sein. Wer vorher anruft und einen Termin vereinbart, soll zudem in
jedem Laden mit fachkundiger Beratung einkaufen können. Bei weniger
als 35 Fällen je 100 000 Einwohnern und Woche sollen Kinos,
Konzerthallen und Theater für bis zu 250 Besucher öffnen können -
ebenso Restaurants, Freizeitparks und Schwimmbäder. Dann sollen auch
Einzelhändler wieder regulär öffnen können. Wenn dieser Grenzwert
mindestens drei Wochen nicht überschritten wird, sollen auch Bars
wieder öffnen und Wettkämpfe im Amateursport erlaubt sein.