Hamburg verschärft Maskenpflicht - Inzidenz steigt auf 71,4

Lockerungen will der Hamburger Senat angesichts der Corona-Zahlen
nicht beschließen. Im Gegenteil: Nachdem viele Hamburgerinnen und
Hamburger das gute Wetter der vergangenen Tage für Ausflüge ohne
Maske genutzt haben, müssen sie sich auf Verschärfungen einstellen.

Hamburg (dpa/lno) - Angesichts steigender Corona-Neuinfektionen und
dem vermehrten Auftreten von Virus-Mutanten wird Hamburg die
Maskenpflicht weiter verschärfen. Generell müsse davon ausgegangen
werden, dass ab dem Wochenende an allen Orten der Stadt Masken
getragen werden müssen, an denen Abstände nicht eingehalten werden
können, sagte Senatssprecher Marcel Schweitzer am Dienstag. Das habe
der rot-grüne Senat nach intensiver Diskussion beschlossen. Die
Maskenpflicht solle insbesondere für Orte wie Stadtpark,
Jungfernstieg, Landungsbrücken, rund um die Alster oder an der Elbe
sowie für Erwachsene auch auf den Spielplätzen gelten.

Lockerungen - wie eine vielfach geforderte und auch vom
Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) unterstützte
vorzeitige Öffnung der Blumenläden und Gartencenter - habe der
rot-grüne Senat nicht beschlossen. «Das Ergebnis ist, dass die
Gartencenter, Baumärkte und so weiter in Hamburg bis auf weiteres
geschlossen bleiben.» Angesichts der bereits erfolgten oder kurz
bevorstehenden Öffnungen in Niedersachsen und Schleswig-Holstein sehe
man aber eine «Unwucht», sagte Schweitzer. «Wir können das aber nic
ht
verantworten. Wenn andere Landesregierungen das verantworten können,
dann tragen sie dafür die Verantwortung. So ist das in Deutschland.»

Westhagemann betonte, dass man sich beim Bund einsetzen wolle für
eine Entschädigung der Anbieter verderblicher Saisonwaren, die von
den anhaltenden Schließungen betroffen seien. Laut Gartenbauverband
sind die Hamburger Gartenbaubetriebe bisher nicht in der
Überbrückungshilfe erfasst.

Die Verschärfung der Maskenpflicht sei auch eine Folge des
vergangenen Wochenendes, an dem sich bei gutem Wetter vielerorts in
Hamburg Menschen ohne Masken und den nötigen Abstand eingefunden
hätten, sagte Schweitzer. Eine entsprechende Anpassung der
Corona-Verordnung werde zeitnah vorgenommnen, so dass die
Maskenpflicht allerspätestens am kommenden Wochenende greife - und
dann beispielsweise auch für Jogger an der Alster gelte. Er kündigte
auch Schwerpunktkontrollen der Polizei an.

Unterdessen wird die von Bund und Ländern beschlossene vorgezogene
Corona-Schutzimpfung für Grundschullehrer und Kitapersonal in Hamburg
noch etwas auf sich warten lassen. Wann der Impfaufruf erfolgen
könne, sei noch nicht genau zu sagen, sagte Martin Helfrich, Sprecher
der Gesundheitsbehörde. Voraussetzung sei die ausreichende
Verfügbarkeit des Impfstoffs. «Insofern wird das erst in den
kommenden Wochen beginnen und sich dann über viele Wochen hinziehen.»

Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten sich am Montag
darauf verständigt, dass sich Lehrkräfte an Grund- und Förderschulen

sowie Erzieherinnen und Erzieher in Kitas früher impfen lassen können
als bisher geplant. In Hamburg kommen Helfrich zufolge zwischen
40 000 und 60 000 Menschen dafür infrage.

Mit einer Impfquote von 4,6 Prozent bei den Erstimpfungen bestätigte
Hamburg laut Robert Koch-Institut auch am Dienstag gemeinsam mit
Thüringen seinen Spitzenplatz unter den Bundesländern. Bei den
Zweitimpfungen lag die Quote bei 2,5 Prozent. Insgesamt wurden in der
Hansestadt bisher laut RKI 131 581 Impfdosen verabreicht.

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen stieg in Hamburg derweil um 161.
Das sind zwar 58 weniger als am Montag, aber 10 mehr als am Dienstag
vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz - also die Zahl neuer
Ansteckungen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche - stieg von
70,9 auf 71,4. Am Dienstag vor einer Woche hatte dieser Wert noch bei
67,1 gelegen.

Schweitzer zufolge haben die Verdachtsfälle auf Virusmutationen in
den vergangenen Tagen auf zuletzt 311 Fälle stark zugenommen. «Auch
bei uns werden es mehr Fälle und wir rechnen damit, dass es noch viel
mehr geben wird.» Bislang wurde die britische Variante des
Coronavirus in Hamburg in elf Fällen nachgewiesen, die
südafrikanische zwei Mal, die brasilianische noch gar nicht.

In Hamburger Krankenhäusern wurden nach Angaben der Behörde mit Stand
Montag 310 Covid-19-Kranke behandelt. Laut dem Register der Deutschen
Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin lagen
am Dienstag 85 Corona-Patienten auf Intensivstationen, 12 mehr als am
Vortag. Die Zahl der Corona-Toten stieg nach Angaben des Robert
Koch-Instituts um einen auf 1224.