Corona-Frust: Kroatiens Regierungschef hadert mit Cafebesitzer

Zagreb/Rijeka (dpa) - Die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie zehren
an den Nerven der Kroaten. Gastronomiebetriebe sind seit Monaten
geschlossen, und erst vor zehn Tagen erlaubte die Regierung den
Cafés, ihre Getränke zumindest fürs Mitnehmen zu verkaufen. Den
Eigentümer eines Cafès in der Hafenstadt Rijeka regte das minimale
Zugeständnis dermaßen auf, dass er auf seiner Facebook-Seite schrieb:
«Mitglieder, Wähler und Sympathisanten der (konservativen
Regierungspartei) HDZ sind nicht willkommen.»

Dies erboste wiederum den Ministerpräsidenten und HDZ-Chef Andrej
Plenkovic. «Das ist Diskriminierung, der nächste Schritt ist
Faschismus», schimpfte er am Montag auf einer Pressekonferenz aus
Anlass des Tages der Nationalbibliothek in Zagreb. Hätte der Mann
Serben, Juden oder Sozialdemokaten für unerwünscht erklärt, wäre de
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Aufschrei wohl riesig gewesen, fügte er hinzu. Schon in den Tagen
zuvor hatte er Tomislav Kovacevic, den Besitzer des Cafés «Three
Monkeys» in Rijeka, wegen dessen Facebook-Postings mehrmals
angegriffen.

Auf Nachfragen von Journalisten nach der Verhältnismäßigkeit seiner
Kritik an einem einzelnen Bürger reagierte Plenkovic ungehalten. «Es
geht hier um einen politischen Analphabeten. Sie haben sein Posting
nicht gelesen, Sie sind oberflächlich und pauschalisierend. Wir
brauchen ein wenig Pädagogik, lachen Sie nicht!», belehrte der
Regierungschef die Medienleute. 

Cafetier Kovacevic quittierte den Auftritt gegenüber dem
Nachrichtenportal «index.hr» mit Kopfschütteln. «Der Herr
Ministerpräsident sollte wissen, dass ich ihn bezahle und nicht er
mich», sagte er. Stattdessen wolle Plenkovic den Journalisten und den
Menschen vorschreiben, was sie fragen dürfen und was nicht.