FFP2-Masken unter freiem Himmel - nützlich oder unsinnig? Von Sebastian Fischer, dpa

Manche tragen aus Vorsicht vor dem Coronavirus auch draußen eine
Maske. Was in Geschäften und öffentlichem Verkehr Pflicht ist, fällt

in Parks und im Wald auf. Ist es trotzdem sinnvoll?

Berlin (dpa) - Wenn die Sonne scheint und die Temperaturen klettern,
treibt es die Menschen aus dem Haus. Manche tragen ihre FFP2-Masken
zum Schutz gegen das Coronavirus dann auch unter freiem Himmel,
selbst wenn sie auf weitläufigen Straßen oder in Parks unterwegs
sind. Dabei ist es dort in den meisten Fällen gar nicht verordnet.
Macht es trotzdem Sinn?

BEHAUPTUNG: Wer sich wirklich vor Corona schützen will, muss auch
draußen FFP2-Maske tragen

BEWERTUNG: Nicht belegt.

FAKTEN: Bundesweit müssen in öffentlichen Verkehrsmitteln und in
Geschäften entweder einfache OP- oder partikelfilternde FFP2-Masken
getragen werden. Erstere schützen vor allem den Gegenüber, zweitere
zusätzlich auch die Träger selbst.

Schon lange sind sich Experten einig: In Innenräumen ist die Gefahr
einer Corona-Infektion wesentlich höher als an der frischen Luft.
Dennoch ziehen auch dort manche ihre FFP2-Masken über Nase und Mund.

Grund dafür ist wohl die Sorge, in eine sogenannte Aerosol-Wolke zu
geraten. Diese bildet sich bei allen durch das Ausatmen vor dem Mund
und kann bei Infizierten Coronaviren enthalten. Reden Menschen
miteinander, dann werden diese Aerosole dem Gesprächspartner quasi
ins Gesicht gepustet. Während sich in ungelüfteten Zimmern die Viren
sammeln können, wird die ausgeatmete Luft im Freien aber schnell
verdünnt und abtransportiert, wie die Gesellschaft für
Aerosolforschung (GAeF) in Köln mitteilt.

Eine kurze Begegnung mit Menschen an der frischen Luft hält der
frühere Präsident der Internationalen Gesellschaft für Aerosole in
der Medizin, Gerhard Scheuch, für ungefährlich. Die Menge an Viren,
die man im Vorbeigehen womöglich abbekomme, reiche für eine Infektion
nicht aus, sagte der Berater der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA
jüngst dem Deutschlandfunk Kultur. «Joggen, Laufen, Wandern,
Spazierengehen, das halte ich für absolut ungefährlich.»

Auch die GAeF gibt in ihrem Positionspapier Entwarnung: «Im Freien
finden so gut wie keine Infektionen durch Aerosolpartikel statt.»
Vorsicht sollte man allerdings walten lassen in Gruppen, bei denen
keine Mindestabstände eingehalten und/oder keine Masken getragen
werden - zum Beispiel bei längeren Unterhaltungen.

Bisher gelten für das Robert Koch-Institut (RKI) Menschen, die auch
im Freien ohne jeglichen Schutz länger als 15 Minuten und mit weniger
als 1,5 Meter Abstand mit einem Infizierten zusammenstehen als
Kontaktpersonen mit «höherem Infektionsrisiko».

Zu lange eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen, kann andererseits
durchaus kontraproduktiv sein: weil die feuchte Ausatemluft die
Wirksamkeit der FFP2-Masken vermindert. Die GAeF warnt, mit der Zeit
verliere das Material seine elektrische Ladung. Das Bundesinstitut
für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) schreibt: «Eine
durchfeuchtete Maske sollte abgenommen und gewechselt werden.»

Nach Angaben des Fraunhofer-Instituts für Techno- und
Wirtschaftsmathematik in Kaiserslautern besteht zudem die Gefahr
einer sogenannten Infektionsbrücke zwischen Träger und Umgebung: Bei
feuchtem Material könnten auch bei FFP-Modellen etwa durch Husten
oder Niesen Tröpfchen von der Außenfläche der Maske in die Umgebung
geschleudert werden.

Grundsätzlich sind FFP2-Masken aus Sicht der Hersteller nicht zur
Wiederverwendung vorgesehen. Experten der Fachhochschule Münster
zufolge, die seit Monaten diese Modelle untersuchen, lassen sich aber
auch durch Atemluft durchfeuchtete Masken bis zu fünf Mal aufbereiten
- indem man sie etwa mindestens eine Woche lang an der Luft trocknet.