Thüringen weiter Corona-Hotspot - Ramelow sieht Problem in Mutanten

Thüringen schafft es nicht, in der Corona-Pandemie vom traurigen
Spitzenreiterplatz bei der Infiziertenquote wegzukommen.
Ministerpräsident Ramelow blickt mit Sorge auf die Entwicklung und
hat eine Erklärung für die Werte im Freistaat.

Erfurt (dpa/th) - Keine Besserung in Sicht: Mit 120 nachgewiesenen
Neuinfektionen je 100 000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben
Tage bleibt Thüringen mit Abstand das am stärksten von der
Corona-Pandemie betroffene Bundesland. Am zweithöchsten war der Wert
nach Angaben des Robert Koch-Instituts von Samstag in Sachsen-Anhalt
mit 87, bundesweit lag er bei 58.

«In Deutschland ist der durchschnittliche Index mit 58 nicht einmal
halb so hoch», schrieb am Samstag dazu auch Ministerpräsident Bodo
Ramelow (Linke). Wenn die Werte zu hoch blieben, müssten sich auch
die Maßnahmen in Thüringen daran orientieren. «Leider ist noch keine

Entspannung eingetreten.»

Ramelow nannte die Situation im Gespräch mit der Deutschen
Presse-Agentur besorgniserregend. «Wir werden in den nächsten Tagen
ganz genau schauen, wie sich die Inzidenz entwickelt.» Er gehe davon
aus, dass die Dynamisierung der Infektionslage auf Virusmutationen
zurückzuführen sei. Etwa 185 Fälle von Virusvarianten seien im
Freistaat nachgewiesen worden. Thüringen habe es nicht zeitig genug
geschafft, die hohe Inzidenz zu reduzieren, bevor die Mutanten
anfingen, eine Rolle zu spielen. Anderen Bundesländern sei das
gelungen.

Seit Freitag gilt eine neue Corona-Verordnung im Freistaat, die
verschiedene Lockerungen der Eindämmungsmaßnahmen vorsieht. Unter
anderem können Grundschulen und Kitas laut einer zusätzlichen Weisung
abhängig von der Situation vor Ort ab Montag mit Einschränkungen
wieder öffnen. Landkreise, die mehr als 200 Corona-Neuinfektionen pro
100 000 Einwohner binnen sieben Tagen haben, sollen ihre
Einrichtungen geschlossen halten. Bei einer Inzidenz zwischen 150 und
200 soll eine Schließung erfolgen, wird aber nicht angeordnet.

Das Landratsamt des Unstrut-Hainich-Kreises kündigte bereits an, dass
dort die Schulen und Kitas noch geschlossen blieben und Notbetreuung
angeboten werde. Die Inzidenz lag dort am Samstag bei rund 190. Die
höchste Sieben-Tage-Inzidenz gab es Stand Samstagmorgen mit rund 207
im Kreis Schmalkalden-Meiningen. Den niedrigsten Wert wies der Kreis
Nordhausen mit 48 auf.

Von Freitag auf Samstag wurden in Thüringen 497 Neuinfektionen und 29
Todesfälle im Zusammenhang mit dem Sars-CoV-2-Virus gemeldet.
Insgesamt sind damit 2731 Fälle bekannt, in denen Menschen an oder
mit dem Virus starben.

Bis Samstagmorgen waren 93 444 Menschen in Thüringen laut
Gesundheitsministerium erstmals geimpft worden. Das seien 2100 mehr
als am Vortag gewesen. Die Zahl der Zweitimpfungen lag bei 46 655,
die Impfquote bei 2,2 Prozent. Im Freistaat leben etwa 2,1 Millionen
Menschen.