Kampf gegen Fake-Arznei - Elfenbeinküste testet Know-how aus Sachsen

Jährlich sterben mehr als 400 000 Menschen weltweit an Malaria. Die
Medikamente gegen diese Tropenkrankheit werden oft gefälscht. Ein in
Sachsen entwickeltes digitales Siegel soll Menschen in Afrika künftig
helfen, echte von gefälschten Medikamenten zu unterscheiden.

Chemnitz/Abidjan (dpa/sn) - Mit einer Entwicklung aus Sachsen sollen
lebenswichtige Malaria-Medikamente in Afrika sicherer werden. Ein
entsprechendes Pilotprojekt ist an der Elfenbeinküste gestartet. Ziel
ist es, gefälschte Medikamente zu entlarven. Dazu hat das Chemnitzer
Unternehmen Authentic Network ein digitales Siegel entwickelt, das
auf der Blockchain-Technologie beruht, wie Unternehmensgründer Frank
Theeg erklärte. Dieser neuartige Code in Form eines grünen Hakens
könne für die Echtheit und Unversehrtheit eines Produktes bürgen,
betonte Theeg: «Eine nachträgliche Änderung oder Manipulation ist
quasi unmöglich.»

Jedes Jahr sterben laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) mehr als
400 000 Menschen an Malaria. Antibiotika und Malaria-Medikamente
gehören der WHO zufolge zu den Präparaten, bei denen am häufigsten
gefälschte oder minderwertige Arzneimittel auftauchen. Sie sind oft
nicht nur unwirksam, sondern können Patienten direkt schaden. In
afrikanischen Ländern sind sie etwa auf Straßenmärkten zu finden.

Das Projekt an der Elfenbeinküste wird vom
Bundesentwicklungsministerium aus dem sogenannten
develoPPP.de-Programm unterstützt. Allein an der Elfenbeinküste seien
WHO-Schätzungen zufolge 30 bis 60 Prozent der angebotenen
Arzneimittel gefälscht, informierte die Deutsche Investitions- und
Entwicklungsgesellschaft DEG. Mit der neuen Technologie könnten
Medikamente fälschungssicher gemacht und Leben geschützt werden, hieß

es.

Das 2016 in Chemnitz gegründete Start-up Authentic Network wird der
Regierung der Elfenbeinküste die Etiketten liefern, die dort auf
Verpackungen und Blister von Malaria-Medikamenten angebracht werden.
Per kostenloser App könnten Endkunden selbst überprüfen, ob es sich
um ein echtes oder ein gefälschtes Medikament handle, erklärte Theeg.
Das Projekt habe ein Volumen von 680 000 Euro, die je zur Hälfte von
der DEG sowie dem Unternehmen und seinen Partnern getragen werden.
Zum Projektstart wurde auch mit dem Siegel versehene
Covid-19-Schutzausrüstung übergeben, die den Angaben zufolge von
Chemnitzer Unternehmen gespendet wurde.

Laut Theeg ist die Elfenbeinküste zwar das erste afrikanische Land,
in dem diese Technologie bei Medikamenten eingesetzt wird. Es gebe
aber schon Gespräche mit weiteren Ländern wie dem Senegal, Ghana und
Niger. Auch könnten auf diese Weise künftig Corona-Impfstoffe vor
Fälschungen geschützt werden. Seine Firma baut aber nicht nur auf dem
Einsatz im Gesundheitswesen, auch andere Produkten ließen sich mit
dem Krypto-Siegel vor Produktpiraterie schützen - etwa teure
Markenartikel.