Tausende Schüler kehren in Klassen zurück - Maskenpflicht verschärft

Die Corona-Kennziffern in NRW steigen trotz Lockdowns wieder an. Die
Angst vor einer dritten Welle durch Mutationen ist groß. Ab Montag
aber füllen sich die Schulen wieder.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Während die Sorge vor Virusmutationen steigt,
kehren mehr als 800 000 Schüler in Nordrhein-Westfalen am Montag
unter verschärften Schutzvorkehrungen in die Klassen zurück. Wie
geplant, würden zunächst Grund- und Förderschüler sowie Schüler a
us
Abschlussklassen und Berufskollegs in den Präsenzunterricht
zurückgeholt, sagte Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) am Freitag
in Düsseldorf. Die Maskenpflicht an den Schulen wird aber verschärft.

Für die Grundschulen ist ein Wechselmodell aus Distanz- und
Präsenzunterricht in halbierten Klassenstärken geplant. Damit kehrt
laut Gebauer zunächst die Hälfte der rund 680 000 Grundschüler in die

Klassen zurück. Die Abschlussjahrgänge mit rund 280 000 Schülern an
Haupt-, Real- und Gesamtschulen sowie Gymnasien können laut Gebauer
auch in voller Klassen- oder Kursstärke unterrichtet werden. Hinzu
kommen etwa 220 000 Schüler an Berufskollegs, die meist nur ein oder
zwei Tage pro Woche Unterricht haben.

Bei diesen Regelungen seien mit Stand Freitag bis zum 7. März
«keinerlei Änderungen» vorgesehen, sagte Gebauer. Sollte die
landesweite Inzidenz der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in
sieben Tagen «stabil» unter 50 sinken, dann werde die Landesregierung
über eine Erweiterung des Präsenzunterrichts entscheiden. Wenn es das
Infektionsgeschehen zulasse, sollten dann weitere Jahrgänge in den
Präsenzunterricht zurückgeholt werden. «Wir müssen aber stabil unte
r
die 50 kommen.»

Angesichts der derzeit stagnierenden und möglicherweise wieder
steigenden Infektionszahlen sagte Gebauer, das System sei «nach wie
vor noch sehr fragil». Einzelne Corona-Ausbrüche könnten die Werte
auch schwanken lassen. Sie wollte auch keinen Zeitraum nennen, wie
lange die Inzidenz für weitere Schritte im Schulbetrieb unter 50
liegen müsse. Staatssekretär Mathias Richter betonte, dass die
«gesamte Palette» vom Distanz- bis zum Präsenzunterricht je nach
Infektionslage «sowohl in die eine als auch in die andere Richtung in
Anspruch genommen werden kann».

Die wichtige Sieben-Tage-Kennziffer für Corona-Neuinfektionen war
nach einem längeren Abwärtstrend im bevölkerungsreichsten Bundesland

erneut leicht gestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI)
veröffentlichte am Freitagmorgen einen Wert von 58. Am Donnerstag
hatte der Wert bei 57,1 und am Mittwoch bei 56 gelegen.

Auch Vize-Ministerpräsident Joachim Stamp (FDP) schließt weitere
Öffnungsschritte über die bereits angekündigten und unmittelbar
bevorstehenden Schritte bei den Kitas und Schulen in der
gegenwärtigen Lage vorerst aus. «Wir haben jetzt im Moment
stagnierende Zahlen, und deswegen werden wir bei den
Öffnungsschritten sehr, sehr vorsichtig sein. Deswegen wird die
Landesregierung im Moment jetzt noch keine weiteren Öffnungsschritte
vornehmen», sagte er am Freitag in einem Interview von WDR2.

In den Schulen werden wegen der aktuellen Infektionslage und der
Angst vor Mutationen des Coronavirus die Schutzvorkehrungen
verschärft - auch für Grundschüler. Laut Gebauer gilt auf dem Gelän
de
grundsätzlich die Pflicht zum Tragen einer medizinischen Maske.
Schüler bis zur Klasse 8 könnten eine Alltagsmaske tragen, wenn eine
medizinische nicht passt. Die Maske muss laut Staatssekretär Richter
ab Montag auch von Grundschülern am Platz getragen werden.

Als medizinische Masken gelten sogenannte OP-Masken, FFP2-Masken oder
KN95-Masken. Sie sind bereits in Supermärkten oder im Öffentlichen
Nahverkehr Pflicht.

Regelmäßige Schnelltests von Schülerinnen und Schülern sind laut
Gebauer derzeit nicht geplant. Lehrkräfte können sich zweimal pro
Woche kostenlos auf das Virus testen lassen.

Für die Jahrgänge von der ersten bis zur sechsten Klasse gilt laut
Gebauer an den Schulen weiter ein Notbetreuungsangebot. Bis zur 13.
Klasse können bestimmte Schüler am Distanzunterricht in den Schulen
teilnehmen, wenn sie zu Hause nicht die Möglichkeiten haben.

In der neuen Corona-Betreuungsverordnung werde zudem geregelt, dass
auch außerschulische Bildungsangebote wieder wahrgenommen werden
könnten, sagte Gebauer. Für Ferien- und Förderprogramme bis
einschließlich der Sommerferien 2022 würden 36 Millionen Euro
bereitgestellt.

Die Gewerkschaft GEW NRW erklärte, für einen gelingenden Schulstart
seien umfassende Tests und der Einsatz von Luftfilteranlagen
notwendig. Auch der Schulweg müsse gesichert sein, im
Schülertransport müssten Abstände eingehalten werden können. Es sei

richtig, dass Grundschüler auch am Platz Masken tragen sollten.

Der Lehrerverband VBE erklärte: «Auch wenn es Freude über ein
gemeinsames Wiedersehen geben wird, wird es kein unbeschwerter
Wiedereinstieg in den Präsenzunterricht sein.» Mit Blick auf die
Mutationen des Virus seien Lehrkräfte besorgt. Umso wichtiger sei es,
die Lerngruppen klein zu halten - auch in den Abschlussklassen.
«Vorsicht muss vor Schnelligkeit gehen, wenn wir das Erreichte nicht
gefährden wollen.»

Die Grünen-Schulexpertin Sigrid Beer kritisierte, dass
Abschlussklassen in voller Stärke unterrichtet werden könnten. Dass
Gebauer nicht verfüge, ab welcher Klassengröße die Lerngruppe geteilt

werden müsse, «ist angesichts der fragilen Situation mit der
Entwicklung bei den Virus-Mutationen fahrlässig», so Beer.