Slowakei impft vorerst nicht mit russischem Sputnik V

Bratislava (dpa) - Die Slowakei wird den russischen Corona-Impfstoff
Sputnik V entgegen dem Willen ihres Regierungschefs vorerst nicht
bestellen. Die kleinste der vier Koalitionsparteien legte in einer
Regierungssitzung am Donnerstagabend ihr Veto dagegen ein, wie die
staatliche Nachrichtenagentur TASR meldete. Damit darf Sputnik V in
der Slowakei erst eingesetzt werden, wenn die europäische
Arzneimittel-Agentur EMA eine - vom russischen Hersteller noch gar
nicht beantragte - Zulassung erteilt hat.

Der populistisch-konservative Regierungschef Igor Matovic und die
Mehrheit der Regierungsmitglieder sprachen sich für einen Ankauf des
russischen Impfstoffs aus. Matovic begründete das damit, dass das
Warten auf die Vakzine von Moderna, Pfizer/Biontech und Astrazeneca
Menschenleben koste. Vize-Regierungschefin Veronika Remisova als
Chefin der konservativen Partei Für die Menschen wandte dagegen ein,
die Slowaken dürften nicht zu «Versuchskaninchen» für einen nicht
nach EU-Standards überprüften Impfstoff werden.

Ungarn hat als bisher einziges EU-Land Sputnik V geliefert bekommen
und begonnen, es zu verabreichen. Diskutiert wurde darüber auch in
Kroatien. Ministerpräsident Andrej Plenkovic deutete jedoch am
Donnerstag an, dass Kroatien Sputnik V wohl erst nach einer
EMA-Zulassung einsetzen wolle. Tschechiens Ministerpräsident Andrej
Babis besuchte jüngst Ungarn und Serbien, um sich dort über die
Impfkampagnen zu informieren. Auch er erklärte dann aber doch, die
Zulassungsentscheidung der EMA abwarten zu wollen.

Die Slowakei ist inzwischen eines der beiden europäischen Länder mit
den meisten Corona-Toten gemessen an der Einwohnerzahl. Nach Angaben
des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von
Krankheiten (ECDC) stand die Slowakei am Donnerstag bei 240
Todesfällen pro 100 000 Einwohner innerhalb von 14 Tagen.

Sputnik V war im August als weltweit erster Impfstoff für eine breite
Anwendung in der Bevölkerung freigegeben worden, obwohl bis dahin
wichtige Tests gefehlt hatten. Nach Anfang Februar im medizinischen
Fachblatt «The Lancet» veröffentlichten Daten hat das Vakzin eine

Wirksamkeit von 91,6 Prozent.