Corona an Hunderten Schulen - Tonne stellt mehr Tests in Aussicht

Obwohl ein Großteil der Schüler derzeit zu Hause unterrichtet wird,
gibt es an zahlreichen Schulen neue Corona-Fälle. Die Landesregierung
beschwichtigt - bereitet sich aber auf neue Testangebote vor.

Hannover (dpa/lni) - Etwa jede fünfte niedersächsische Schule ist
trotz der Schutzvorkehrungen und Homeschooling für viele Klassen von
aktuellen Corona-Fällen betroffen. Wie Gesundheitsministerin Carola
Reimann (SPD) am Donnerstag im Landtag sagte, meldeten am Dienstag
655 der rund 3000 Schulen einen oder mehrere Infektionsfälle, das
sind rund 22 Prozent. Zwei Drittel dieser Schulen hätten allerdings
jeweils nur eine einzige Infektion unter den Schülern gemeldet. Auch
an den meisten übrigen Schulen seien nur wenige Schüler infiziert.
Insgesamt gebe es keinen Hinweis auf größere Infektionsherde an den
Schulen, antwortete Reimann auf eine Anfrage der FDP.

Auch Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) sagte, es gebe keine
Anhaltspunkte dafür, dass das Virus an den Schulen maßgeblich
weiterverbreitet worden sei. Das gelte nach bisherigen Erkenntnissen
auch für die neuen Virusvarianten, die sogenannten Mutanten.

Tonne stellte gleichzeitig mehr Testmöglichkeiten im Bildungsbereich
in Aussicht, auch für die Schüler. Entscheidend dafür sei aber, dass

die Tests nachweislich verlässliche Ergebnisse lieferten. Sobald das
gesichert sei, könnten Schnelltests ein «wichtiges Signal» für mehr

Sicherheit an den Schulen sein.

Der Kultusminister verwies auf die Ankündigung von
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), dass es von März an
kostenlose Corona-Schnelltests geben solle. Das stimme ihn
optimistisch, dass bald zuverlässige Tests vorlägen, sagte Tonne.
Eine umfassende Teststrategie in Niedersachsen werde derzeit zwischen
den Ministerien abgestimmt und sei «auf der Zielgeraden».

Der FDP-Bildungspolitiker Björn Försterling nahm Tonne dabei in die
Pflicht. Lange habe der Minister die Schnelltests verweigert. In den
nächsten Tagen werde er sie nun aber an den Schulen organisieren
müssen. «Am Erfolg oder Misserfolg dieser Schutzmaßnahme wird er sich

messen lassen müssen», sagte Försterling.

Die Grünen begrüßten die Aussicht auf mehr Tests ebenfalls, warfen
Tonne aber eine Kehrtwende vor. Noch bis vor kurzem habe die
Landesregierung Schnelltests «wortreich ins Land der Fabeln»
verwiesen, sagte Grünen-Fraktionschefin Julia Willie Hamburg. Andere
Bundesländer hätten sich dagegen längst mit ihnen eingedeckt.

Gesundheitsministerin Reimann hatte zur Ansteckungsgefahr an Schulen
eine Untersuchung des Landesgesundheitsamts unter positiv getesteten
Corona-Kontaktpersonen vom Herbst angeführt. Demnach hatten nur
zwischen 0,7 und 1,5 Prozent dieser Ansteckungen in Schulen
stattgefunden - zu einem Zeitpunkt, als der Präsenzunterricht ohne
Masken noch verbreitet war. Reimann räumte allerdings ein, dass die
Ansteckungsorte in der Regel nicht sicher nachgewiesen werden können.

Vergangene Woche hatte die Landesregierung einen Zehn-Punkte-Plan für
den Schulbetrieb vorgelegt. Demnach bleiben Grundschüler und
Abschlussklassen bis Ende Februar im Wechselunterricht mit geteilten
Klassen. Allerdings ist die Präsenzpflicht aufgehoben, sodass die
Eltern entscheiden können, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken
oder nicht. Für die anderen Klassen greift das Distanzlernen. Der
Plan sieht außerdem das Angebot kostenloser Corona-Schnelltests für
die Lehrer vor - einmal wöchentlich bis zu den Osterferien. Dafür hat
das Land den nach Worten von Tonne 40 Millionen Euro reserviert.