Polens größte Oppositionspartei für liberaleres Abtreibungsrecht

Warschau (dpa) - Polens liberalkonservative Opposition hat sich für
eine vorsichtige Liberalisierung des Abtreibungsrechts ausgesprochen.
«In besonders schwierigen persönlichen Situationen, nach Erfüllung
bestimmter Kriterien wie der Beratung durch einen Psychologen und
einen Arzt, sollte die Frau eine eigene Entscheidung treffen dürfen,
und das Recht muss ihr das ermöglichen», sagte die Abgeordnete
Izabela Leszczyna vom Bündnis Bürgerkoalition (KO) am Donnerstag in
Warschau. Dies solle bis zur 12. Schwangerschaftswoche gelten. Was
genau unter «besonders schwierige persönliche Situationen» der Frauen

fällt und welche Kriterien die Konsultation mit dem Psychologen und
dem Arzt erfüllen müssen, blieb offen.

Außerdem plädierten die Liberalkonservativen für eine Rückkehr zur

sogenannten Kompromisslösung. Demnach soll eine Abtreibung legal
sein, wenn die Schwangerschaft das Leben oder die Gesundheit der
Mutter gefährdet, Ergebnis einer Vergewaltigung ist oder wenn das
Ungeborene schwere Fehlbildungen aufweist.

Im Oktober hatte das polnische Verfassungsgericht einen Passus im
Abtreibungsrecht beanstandet und damit das Abtreibungsrecht praktisch
verschärft. Seitdem gibt es Proteste. Der nationalkonservativen
PiS-Regierung wird vorgeworfen, sie wolle Frauen zur Geburt
schwerstbehinderter oder nicht lebensfähiger Kinder zwingen.

In Deutschland ist eine Abtreibung in der Regel bis zur 12.
Schwangerschaftswoche rechtlich zulässig, sofern sich die Frau an
einer staatlich anerkannten Stelle beraten lassen hat. Bei einer
medizinischen Indikation wie einer schweren Behinderung kann die
Frist verlängert werden.