Erneut Impfschwindel im Pflegeheim - 20 Angehörige geimpft

Schwandorf (dpa) - In der Oberpfalz haben nach Angaben des
Landratsamtes Schwandorf in einem Pflegeheim mindestens 20 nicht
berechtigte Personen eine Corona-Impfung erhalten. Wie der Sprecher
der Kreisbehörde, Hans Prechtl, am Donnerstag berichtete, habe das
Heim die Impf-Kandidaten als Mitarbeiter ausgegeben, damit die
Betroffenen eine Dosis erhielten. Tatsächlich habe es sich nur um
Angehörige von Mitarbeitern des Heims gehandelt. Zuvor hatten mehrere
Medien über den Impfschwindel berichtet.

Die Stadt Schwandorf als Trägerin der Einrichtung reagierte
vergleichsweise verständnisvoll. «Aufgrund der Erfahrung des
Personals im Hause mit schweren Verläufen der Corona-Erkrankungen
waren die Mitarbeiter des Hauses sehr um die Gesundheit ihrer
Angehörigen besorgt», hieß es in einer Mitteilung. Da die
unberechtigt Geimpften korrekt registriert wurden, handele es sich
nicht um Betrug im strafrechtlichen Sinne, sondern um einen nicht
sanktionierten Verstoß gegen die Priorisierung der Impfverordnung.

Nichtsdestotrotz betonte Oberbürgermeister Andreas Feller (CSU): «Aus
Sicht der Stadt ist hier ein schwerer moralischer Fehler geschehen,
für den wir die Verantwortung übernehmen.» Der Fall werde
aufgearbeitet, und Konsequenzen würden gezogen. Feller entschuldigte
sich auch bei allen Menschen, die durch diesen Umstand länger auf
einen Impftermin warten mussten.

Seit einiger Zeit gibt es aus ganz Deutschland Berichte über
Vordrängler bei den Impfungen. Insbesondere Kommunalpolitiker hatten
sich bereits impfen lassen, obwohl sie noch nicht an der Reihe waren.
In zwei Augsburger Pflegeheimen ließen die Heimleiter ihre
Lebenspartner impfen. Auch dort sollen diese fälschlich als
Mitarbeiter ausgegeben worden sein. Augsburgs Bischof Bertram Meier
hatte sich erst am Mittwoch öffentlich dafür entschuldigt, dass auch
er sich eine frühe Impfung gesichert hatte.

Dem Schwandorfer Impfteam war der Schwindel wegen Namensdoubletten
aufgefallen, als die Geimpften nachträglich ins Computersystem
aufgenommen wurden. «In erstaunlich vielen Fällen sind dabei
Familiennamen mehrfach aufgefallen», sagte Prechtl. Durch Recherchen
kam dann der Schwindel ans Licht.

Das Landratsamt hat den Vorfall den Aufsichtsbehörden und der
Staatsanwaltschaft gemeldet. Diese Stellen müssten nun entscheiden,
ob es Konsequenzen gibt, erklärte der Behördensprecher.