Umfrage: Gesundheitsversorgung auch in der Pandemie gut bewertet

Für viele Menschen hat eine gute Gesundheitsversorgung einen sehr
hohen Stellenwert - das hat eine Umfrage klar bestätigt. Langsam
freunden sich Schleswig-Holsteiner auch mit Videosprechstunden an.

Kiel (dpa/lno) - Die Gesundheitsversorgung in Schleswig-Holstein
bekommt auch während der Corona-Pandemie gute Noten. In einer
repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa für die
Krankenversicherung AOK Nordwest gaben 79 Prozent an, die wohnortnahe
medizinische und pflegerische Infrastruktur habe auch unter
Pandemiebedingungen gut funktioniert. 78 Prozent bewerteten das auch
für die Notfallversorgung so. «Das zeigt, dass die Menschen in diesen
schwierigen Zeiten dem Gesundheitswesen vertrauen und sich auf Ärzte,
Pflegekräfte, Therapeuten und Krankenhäuser verlassen können», sagt
e
AOK-Vorstandschef Tom Ackermann am Donnerstag. Forsa hatte vom 11.
bis 20. November 400 Schleswig-Holsteiner befragt, nicht nur
AOK-Versicherte.

56 Prozent zeigten sich darüber besorgt, dass Krankenhäuser in der
ersten Hochphase der Pandemie nicht zwingend notwendige Operationen
verschieben mussten. Die Mehrfachbelastung für pflegende Angehörige
empfanden 41 Prozent während des ersten und zu Beginn des zweiten
Lockdowns als problematisch.

Bei der Frage, um welche Themen sich die Bundesregierung am meisten
kümmern sollte, rangierten die Stärkung des Gesundheitssystems sowie
der Gesundheitsberufe und -forschung mit 83 Prozent auf dem ersten
Platz. Gleich dahinter lag die Forderung nach mehr Investitionen in
Schulen, Bildung und Kinderbetreuung (80 Prozent), gefolgt von der
Belebung der Wirtschaft und dem Erhalt von Arbeitsplätzen. «Das
Coronavirus hat unsere Gesellschaft aufgerüttelt und den Wert unseres
Gesundheitswesens wieder in den Fokus gerückt», kommentierte
Ackermann. «Die Menschen reagieren viel sensibler auf Themen der
Gesundheitspolitik und Gesundheitsversorgung.»

Im Ranking der wichtigsten Infrastruktureinrichtungen landete die
Verfügbarkeit von Hausärzten mit 95 Prozent ganz oben, vor Schulen
und anderen Bildungseinrichtungen (90 Prozent), dem Internet (90) und
Einkaufsmöglichkeiten (87). Bei der Arzt- oder Krankenhauswahl wurde
eine gute Behandlungsqualität deutlich wichtiger eingestuft als eine
schnelle Erreichbarkeit.

Etwa zwei Drittel der Befragten können sich vorstellen, per
Videosprechstunde einen Arzt zu konsultieren. Die Werte aus der
vorherigen Befragung von 2019 lagen noch deutlich darunter. Im ersten
Quartal 2020 nutzten in Schleswig-Holstein nur 771 AOK-Versicherte
eine Videosprechstunde, im zweiten Quartal waren es 4098.

«An allen Ecken und Enden offenbart sich, was digitale Vernetzung und
intersektorale Plattformen leisten können», sagte AOK-Chef Ackermann.
Digitale Fernuntersuchungen, Diagnosen und Überwachungen seien
gefragt und unverzichtbar. Auch unabhängig von der aktuellen Pandemie
könnten sie mit dazu beitragen, die Gesundheitsversorgung auf dem
Lande sicherzustellen. Einer sinkenden Zahl verfügbarer
Pflegefachkräfte stehe ein steigender Bedarf der älter werdenden
Gesellschaft gegenüber. «Vernetzung, Telemedizin und
sektorübergreifende Versorgung tragen dazu bei, dieser
Herausforderung zu begegnen.»