Kinder dürfen wieder in die Schule zurück Von Peter Zschunke, dpa

Am kommenden Montag wird es lebendig an den Grundschulen in
Rheinland-Pfalz. Für 148 000 Kinder beginnt zumindest der
Wechselunterricht. Bildungsministerin Hubig hofft auch auf eine
Öffnung der weiterführenden Schulen.

Mainz (dpa/lrs) - An den Grundschulen in Rheinland-Pfalz wird am
kommenden Montag zum ersten Mal in diesem Jahr wieder Kinderlachen zu
hören sein. An vielen Schulen werden die Klassen geteilt - die eine
Hälfte der Kinder wird vor Ort unterrichtet, die andere Hälfte bleibt
zuhause im Fernunterricht. Wo die Räumlichkeiten viel Platz lassen
und den Mindestabstand von 1,50 Metern ermöglichen, können alle
Kinder der ersten vier Klassen wieder in die Schule.

Das ist etwa an der Grundschule Essingen im Kreis Südliche Weinstraße
möglich. «Wir haben kleine Klassen mit 15 Kindern und ein neues
Schulgebäude mit größeren Klassenzimmern», sagt Schulleiterin Jutta

Bretz. «Das ist natürlich traumhaft.» Insgesamt werden an der
Grundschule 83 Kinder unterrichtet. «Von anderen Schulen weiß ich,
dass es schwierig ist, auf der einen Seite die Kinder im Home
Schooling zu betreuen und auf der andern Seite den Präsenzunterricht
zu ermöglichen.» Wünschenswert wäre mehr Planungssicherheit, sagt
Schulleiterin Bretz, die dem «Praktikerteam» der CDU für die
Landtagswahl angehört.

Anders sind die Verhältnisse an der Goethe-Grundschule in der Mainzer
Neustadt, wo 285 Kinder unterrichtet werden. Zum Start am Montag
werden die Klassen mit jeweils 20 bis 24 Kindern geteilt. «Wir haben
uns darauf vorbereitet, sind erprobt und haben alle Pläne fertig»,
sagt Konrektorin Stephanie Pfeiffer. In allen Klassen seien
Lüftungsanlagen installiert und die Kinder seien geübt in allen
Hygienemaßnahmen wie der Wegeführung in der Schule. «Weil wir viele
kinderreiche Familien mit beengten Wohnverhältnissen haben, sehen wir
die absolute Notwendigkeit, die Kinder wieder in die Schule zu
bringen.»

Für die Kinder sei jeder Tag in der Schule ein Gewinn, sagt
Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD). «Studien zeigen, dass viele
Kinder und Jugendliche unter den Schulschließungen leiden, deswegen
müssen wir ihnen - und auch den Eltern - eine Perspektive eröffnen,
eine Perspektive auf Lernen in Präsenz, auf mehr Miteinander.»
Insgesamt gibt es 148 000 Kinder in der Primarstufe, unter ihnen 5300
Schülerinnen und Schüler an Förderschulen.

Die Ministerin weist beim Start am Montag auf die hohen
Hygienestandards hin: «Abstand, Maskenpflicht, feste Lerngruppen, ein
Lüftungskonzept und die sonstigen Hygieneregeln». In der Grundschule
sei auf regelmäßige Maskenpausen zu achten, empfiehlt das
Bildungsministerium. Lehrerinnen und Lehrer sollen Masken mit höherem
Schutzstandard tragen. Für Schülerinnen und Schüler der ersten vier
Klassen werden diese Masken empfohlen, es sind aber auch
Alltagsmasken weiter zugelassen. «Grund dafür ist, dass die jüngeren

Kinder nach den vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen weniger
infektiös sind und medizinische Masken in Kindergrößen nicht überal
l
verfügbar sind», erklärt das Ministerium.

Die Präsenzpflicht an den Schulen wurde wegen stark gestiegener
Corona-Infektionszahlen am 16. Dezember aufgehoben. Am 4. Januar
begannen dann alle Schulen in Rheinland-Pfalz mit dem Fernunterricht.
Eigentlich war der Start des Wechselunterrichts an den Grundschulen
schon zum 1. Februar geplant, wurde dann aber mit Blick auf die neu
auftretenden Infektionen mit mutierten Coronaviren kurzfristig
gestoppt.

«Je jünger die Schülerinnen und Schüler sind, desto wichtiger ist e
s,
dass ihnen die Möglichkeit gegeben wird, wieder in Präsenz in die
Schulen zu kommen», schrieb Hubig nach den jüngsten
Bund-Länder-Beschlüssen zur Corona-Pandemie in einem Brief an die
Eltern schulpflichtiger Kinder in Rheinland-Pfalz. Aber auch die
Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Abschlussklassen, die
unmittelbar vor Prüfungen stehen, können tageweise mit Abstand in die
Schule kommen. Darüber entscheidet die Schulleitung vor Ort.

Wie es künftig weiter geht, ist noch nicht genau festgelegt. «Ich
werde mich weiter dafür einsetzen, dass - immer vorausgesetzt, die
Infektionslage lässt es zu - auch die Schülerinnen und Schüler in den

anderen Schularten so schnell wie möglich wieder zurück in die Schule
kommen können», sagte Hubig der Deutschen Presse-Agentur. Die
Landesregierung hat sich dafür ausgesprochen, auch in der
Orientierungsstufe der weiterführenden Schulen, also in den 5. und 6.
Klassen, im März in den Wechselunterricht überzugehen.

Mit dem Start des Wechselunterrichts an den Grundschulen beginnt ein
neuer Abschnitt. «Die Kinder freuen sich auf den Unterricht in der
Schule», sagt die Mainzer Konrektorin Pfeiffer, «und wir sind froh,
dass sie kommen.»