Gemeldete Inzidenzen: Vorpommern-Greifswald weist Kritik zurück

Greifswald (dpa/mv) - Nach Berichten über Unstimmigkeiten bei
gemeldeten Corona-Inzidenzwerten hat sich der Landkreis
Vorpommern-Greifswald verteidigt. Es könne zu Unterschieden zwischen
Zahlen kommen, die das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus)
melde und die bei Ämtern vorliegen, teilte der Landkreis am Mittwoch
mit. Ursprung dafür sei allerdings ein zeitlicher Versatz, den es in
allen Landkreisen in ähnlicher Form gebe. Es werde «von
interessierter Seite so getan», als handele es sich um ein
spezifisches Problem des Landkreises. «Mangelnde Sachkenntnis ist
hier eindeutig ursächlich.»

Zuvor hatte die «Ostsee-Zeitung» berichtet, dass die vom Lagus
veröffentlichten Inzidenzwerte teilweise deutlich über den Zahlen
liegen, die sich aus Karten ergeben, die der Landkreis selbst auf
Facebook oder Twitter veröffentlicht. Darauf habe der Geschäftsführer

des Rektorats der Universität Greifswald, Thomas Jenssen, aufmerksam
gemacht. Er war demnach für den 9. Februar auf 138,5 Neuinfektionen
je 100 000 Einwohner binnen einer Woche gekommen. Laut Lagus waren es
208,4.

Jenssen sagte, er verstehe, dass zeitliche Unterschiede zu
Differenzen führen können. Allerdings bestünden die beobachteten
Unterschiede für mehrere Tage und seien relativ groß. Eine mögliche
Erklärung für die höheren Lagus-Zahlen sei etwa, wenn dem Lagus
nachträglich Fälle gemeldet würden, die auf den Karten des
Landkreises nicht mehr auftauchten.

Der Landkreissprecher Achim Froitzheim sagte, es habe zum
Jahreswechsel vermehrt Nachmeldungen gegeben, weil Labore Verzug
gehabt hätten und ein System umgestellt worden sei. Diese Delle habe
aber aktuell keine Auswirkungen mehr. Man liefere valide Daten. Die
Diskussion sei nicht hilfreich, da sie Verschwörungsmythen Vorschub
leiste. Unterschiede zwischen den Daten müssten sich nach einem
gewissen Zeitraum nivellieren. Maßgeblich für die Corona-Maßnahmen
seien ohnehin die Lagus-Zahlen. Wie genau zeitlicher Verzug zu den
höheren Lagus-Zahlen führen können, konnte er nicht erklären.

Laut Vorpommern-Staatssekretär Patrick Dahlemann (SPD) will das
Landesgesundheitsministerium dem Thema einen schriftlichen Bericht
widmen. Das Ganze müsse möglichst schnell aufgeklärt werden. «Wenn
da
nichts dran ist, umso besser.» Es gehe um das Vertrauen der Menschen.
Der Fraktionsvorsitzende der AfD im Landtag, Nikolaus Kramer,
kritisierte die «massiven Eingriffe in die Bürgerrechte», die auf
Basis der Zahlen erfolgten und sprach von «Zahlenlotto».

Die Sieben-Tage-Inzidenz lag laut Zahlen des Lagus vom Mittwoch in
Vorpommern-Greifswald bei 171,9 und damit wesentlich höher als im
Rest des Landes. Im Landkreis gelten wegen der hohen Werte
verschärfte Corona-Auflagen wie etwa ein Verbot von Einreisen von
außerhalb ohne triftigen Grund.