Von der Leyen verwundert über Moskaus Impf-Politik

Brüssel/Moskau (dpa) - EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat
sich verwundert über die russische Impf-Politik mit Liefer-Angeboten
an andere Länder gezeigt. Man frage sich, warum Moskau anderen
Staaten theoretisch Millionen Dosen seines Impfstoffs Sputnik V
anbiete, aber beim Impfen der eigenen Bevölkerung noch nicht
ausreichend vorankomme, sagte von der Leyen am Mittwoch in Brüssel.
Dies sei eine Frage, die beantwortet werden sollte.

Nach jüngsten Angaben aus Russland haben bislang erst mehr als 2,2
Millionen Menschen mindestens eine von zwei notwendigen Injektionen
bekommen. Das entspricht etwa 1,5 Prozent der Bevölkerung des
riesigen Landes. Sputnik V ist bereits seit einem halben Jahr auf dem
russischen Markt. Viele Menschen zögern aber mit einer Impfung, auch
weil sich Kremlchef Wladimir Putin noch nicht impfen hat lassen.

Zugleich stellte von der Leyen klar, dass bei der Europäischen
Arzneimittelbehörde bislang kein Antrag des Sputnik-V-Herstellers auf
bedingte Marktzulassung in der EU eingegangen sei. Russlands
staatlicher Direktinvestmentfonds, der das Vakzin im Ausland
vermarktet, hatte sich in der Vergangenheit gegenteilig geäußert.

Falls der Hersteller, das Gamaleja-Forschungszentrum, doch noch die
Zulassung in der EU beantrage, müsse er wie jeder andere Hersteller
das «ganze Datenset» vorlegen und den gesamten Prozess durchlaufen,
sagte die deutsche Politikerin. Zudem müsse es eine Inspektion der
Produktionsstätten geben. Man habe gelernt, dass es einen stabilen
und qualitativ hochwertigen Produktionsprozess brauche.

Sputnik V ist nach russischen Angaben mittlerweile in insgesamt 29
Ländern registriert. Am Mittwoch habe Gabun in Zentralafrika eine
Notfallzulassung für das Vakzin erteilt. «Sputnik V ist weltweit sehr
gefragt», meinte der Chef des Fonds, Kirill Dmitrijew.