Debatte um Impfstoff von Astrazeneca - Berechtigte sagen Termine ab

Düsseldorf (dpa) - Wegen der öffentlichen Debatte um die Wirksamkeit
des Corona-Impfstoffes von Astrazeneca haben einige Impfberechtigte
in NRW ihre Termine platzen lassen. Einen landesweiten Überblick dazu
gab es nach Auskunft des NRW-Gesundheitsministeriums am
Mittwochmittag aber noch nicht. «Ja, bei uns wurden Termine abgesagt,
Leute sind nicht gekommen», sagte etwa eine Sprecherin des Kreises
Paderborn. Grund sei offensichtlich Skepsis wegen des Impfstoffes.

Absagen gab es nach einem Bericht der «Siegener Zeitung» etwa im
Impfzentrum Siegen-Wittgenstein, wo Menschen über Impfreaktionen wie
Abgeschlagenheit, Fieber oder Gliederschmerzen geklagt hätten. Die
«Westfälischen Nachrichten (Mittwoch) berichteten, dass in Münster
etwa 30 Prozent der für die Impfung vorgesehenen
Rettungsdienstmitarbeiter und ambulanten Pflegerinnen und Pfleger
ihre Termine in der vergangenen Woche nicht wahrgenommen haben.

Das NRW-Ministerium hatte am Dienstagabend «einzelne Hinweise» auf
eine «tendenziell verhaltene» Impfbereitschaft bestätigt. Zugleich
betonte aber ein Ministeriumssprecher: «Der zugelassene Impfstoff von
Astrazeneca ist kein Impfstoff zweiter Klasse. Der Impfstoff zeigt
eine gute Wirksamkeit und eine gute Verträglichkeit, um schwere
Erkrankungen mit Sars-CoV 2 zu verhindern.» Die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt weiterhin den Einsatz des
Impfstoffs.

Laut einer Mitteilung des Robert Koch-Instituts wurden bis Dienstag
(16.2.) erst gut 34 000 Impfdosen des Herstellers Astrazeneca in NRW
verimpft. Laut NRW-Ministerium hatte der Bund dagegen bisher gut
158 000 Astrazeneca-Impfdosen geliefert (Stand Dienstag), von denen
gut 55 000 bereits an die Impfzentren ausgeliefert worden seien. Der
Ministeriumssprecher wies dabei allerdings darauf hin, dass die
Impfungen mit dem Astrazeneca-Stoff in NRW erst seit dem 10. Februar
möglich seien, also erst wenige Tage liefen.

Die Wirksamkeit des Impfstoffes von Astrazeneca ist etwas geringer
als die der Impfstoffe von Biontech und Moderna. Deshalb hatte der
Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, gefordert,
dass medizinisches Personal und Pflegekräfte nicht diesen
Corona-Impfstoff gespritzt bekommen. Der Vorstand der Deutschen
Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, hatte dagegen den
Astrazeneca-Impfstoff verteidigt: «Alle Impfstoffe haben ein
reguläres Zulassungsverfahren durchlaufen und sind hochwirksam. Wie
bei jedem anderen Serum können Reaktionen auftreten», sagte Brysch
der «Rheinischen Post» (Mittwoch).

Das Gesundheitsministerium empfiehlt aktuell mit Blick auf mögliche
Impfreaktionen, die Mitarbeiter der Rettungsdienste in kleinen
Gruppen nach und nach gegen Corona zu impfen. In Dortmund hatten sich
nach der Impfung von Feuerwehrleuten am vergangenen Donnerstag rund
25 Prozent krank gemeldet, wie eine Sprecherin der Stadt auf Anfrage
erklärte.