Mutanten-Ausbrüche in Hamm und Osnabrück: Hunderte in Quarantäne

Die britische Corona-Variante B.1.1.7. sorgt in mehreren Städten für
Wirbel. Wohnhäuser werden abgeriegelt, eine Polizeihundertschaft ist
im Einsatz - und auch die Lebensmittelbranche ist wieder im Fokus.

Hamm/Osnabrück (dpa) - Nach Nachweisen der britischen Variante des
Coronavirus in Hamm und Osnabrück stehen hunderte Menschen in den
beiden Städten unter Quarantäne. Im nordrhein-westfälischen Hamm
wurden vier Mehrfamilienhäuser an unterschiedlichen Standorten
vorerst abgeriegelt. Die Polizei war in der Nacht auf Dienstag mit
einer Hundertschaft im Einsatz. Insgesamt 80 Hausbewohner stehen
unter Quarantäne, nachdem am Montag ein bulgarischer Montage-Arbeiter
positiv auf die ansteckendere britische Variante B.1.1.7 getestet
worden war, wie die Stadt mitteilte.

Am Dienstag waren vier mobile Testteams unterwegs, um möglichst bei
allen infrage kommenden Bewohnern und Kontaktpersonen PCR-Testungen
vorzunehmen, die dann auf die britische Variante untersucht werden
sollen. Zunächst hatte es geheißen, bis zu 140 Menschen aus der
bulgarischen Gemeinschaft könnten derzeit in den vier Wohnhäusern
leben. Nach Angaben der Einsatzleitung sind aber nur 80 angetroffen
worden. Der Rest halte sich vermutlich im Ausland auf.

Auch im niedersächsischen Osnabrück stehen hunderte Menschen unter
Quarantäne. Hier hatten sich 210 Beschäftigte in einer Eiscremefabrik
des Unternehmens Froneri mit Corona infiziert. Bei mindestens zwei
von ihnen wurde die britische Mutante B.1.1.7 nachgewiesen.

Wie das Unternehmen mitteilte, befinden sich aktuell 670 Mitarbeiter
und Mitarbeiterinnen in Quarantäne - das seien alle Beschäftigten,
die seit 25. Januar Zutritt zum Werkgelände hatten. 398 Mitarbeitende
hatten ein negatives Testergebnis. Der gesamte Standort bleibe
mindestens bis zum 26. Februar geschlossen. Darüber hinaus sollen
alle Beschäftigten noch einmal getestet werden.

«Die Dimension des Ausbruchs ist vergleichbar mit Ausbruchsgeschehen
in Schlachtbetrieben im letzten Jahr und muss ausgesprochen ernst
genommen werden», sagte ein Sprecher des niedersächsischen
Sozialministeriums zu dem Fall. Entscheidend sei nun, dass alle
Kontaktpersonen gefunden, benachrichtigt und unter Quarantäne
gestellt würden, um eine weitere Verbreitung zu verhindern.

Über die Gründe des Corona-Massenausbruchs war zunächst nichts
bekannt. «Der Gesundheitsdienst hat die Kontaktnachverfolgung
aufgenommen», sagte ein Sprecher der Stadt Osnabrück. Die Behörde
sucht nun nach der Person, die das Virus ins Unternehmen gebracht
hat.

Die zunächst in Großbritannien aufgekommene Mutante B.1.1.7 ist nach
konservativen Schätzungen 35 Prozent ansteckender als das
ursprüngliche Coronavirus. Auch für andere Varianten wie die
südafrikanische wird eine höhere Übertragbarkeit angenommen, genaue
Daten dazu gibt es aber noch nicht.