Amtsärztin: Situation in Gesundheitsämtern geht an die Substanz

Berlin (dpa/bb) - Durch die Dauerbelastung während der Corona-Krise
können Berlins Gesundheitsämter zahlreiche Aufgaben nur noch
eingeschränkt wahrnehmen. Darauf hat Gudrun Widders aus dem Vorstand
des Landesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen
Gesundheitsdienstes am Montag hingewiesen. Die Nachverfolgung von
Kontakten bei nachgewiesenen Corona-Fällen sei mit großem Aufwand
verbunden. «Wir kommen letztendlich nicht mehr zu unseren eigenen
Aufgaben», sagte die Spandauer Amtsärztin im Gesundheitsausschuss des
Abgeordnetenhauses. «Das ist die Problematik, die sich immer mehr
herauskristallisiert für die Gesundheitsämter.»

Einschränkungen gebe es in verschiedenen Bereichen von der Beratung
behinderter und chronisch kranker Menschen bis zur Überwachung der
Trinkwasserqualität. Manches gehe gar nicht mehr, etwa das umfassende
Aufsuchen von Familien in schwierigen Lebenslagen, sagte Widders.
«Zahnärztliche Untersuchungen finden gar nicht mehr statt.»

Viele Mitarbeiter arbeiteten regelmäßig an Wochenenden oder hätten
Urlaub verschieben müssen, so die Amtsärztin. Die Situation gehe an
die Substanz. «Wir haben eine gigantische Zahl an Überstunden
erreicht, die kaum abzubummeln ist.» Die Kontaktverfolgung sei
komplexer als von vielen angenommen und beschränke sich nicht darauf,
Infektionsmeldungen entgegenzunehmen und Kontaktpersonen zu
ermitteln.