Johnson: 15 Millionen Briten geimpft - Impfstoff-Tests an Kindern

Etwa ein Viertel der Erwachsenen hat in Großbritannien bereits eine
erste Impfung gegen das Coronavirus erhalten. Kinder sind allerdings
außen vor - das könnte sich bald ändern.

London/Oxford (dpa) - In Großbritannien sind nach Angaben von
Premierminister Boris Johnson nun mindestens 15 Millionen Einwohner
gegen das Coronavirus geimpft worden. Damit hat die Regierung ihr
selbst gestecktes Ziel erfüllt und mehr als jedem vierten Erwachsenen
eine erste Impfdosis ermöglicht. Johnson sprach am Sonntag von einem
«Meilenstein». «Dieses Land hat eine außerordentliche Leistung
erbracht», sagte der Regierungschef in einer Videobotschaft. «Es war
eine wirklich nationale, landesweite Anstrengung. Wir haben es
zusammen geschafft», sagte Johnson. Die Einhaltung des Ziels gilt als
erster echter Erfolg seiner Regierung in der Corona-Pandemie.

Der zuständige Staatssekretär Nadhim Zahawi twitterte: «15 000 00
0!
Großartiges Team.» Johnson hatte diese Zahl zu Jahresbeginn als
Etappenziel für den 15. Februar ausgegeben. Nach offiziellen Angaben
haben - Stand Samstag - 15 062 189 Menschen eine erste Dosis
erhalten. Jeden Tag werden mehrere Hunderttausend Impfungen
verabreicht.

Großbritannien hatte am 8. Dezember mit der Massenimpfung begonnen.
Mittlerweile werden drei Vakzine eingesetzt. Allerdings haben erst
gut 537 000 Menschen eine zweite Dosis erhalten, die nach Ansicht von
Experten den vollen Schutz sicherstellt. «Niemand wird sich auf
seinen Lorbeeren ausruhen», sagte Johnson. «Es liegt noch ein weiter
Weg vor uns.» Nächstes Ziel ist Staatssekretär Zahawi zufolge, bis
Ende April allen über 50-Jährigen eine Impfung anzubieten.

Bisher dürfen nur Erwachsene geimpft werden. Um die Wirkung des bei
Kindern und Jugendlichen zu untersuchen, soll der Impfstoff, den der
Konzern Astrazeneca gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelt
hat, an 300 Freiwilligen zwischen 6 und 17 Jahren getestet werden.
Die ersten Tests sollen noch diesen Monat beginnen, wie die Uni
Oxford am Samstag mitteilte. Dabei erhalten bis zu 240 Teilnehmer den
Impfstoff, die restlichen hingegen ein Kontrollmittel. Das Präparat
namens ChAdOx1 nCoV-19 basiert auf bestimmten manipulierten Viren,
die eigentlich bei Affen vorkommen.

An der Universität Nottingham arbeiten Forscher zudem an einem
Impfstoff, der auch gegen künftige Corona-Varianten schützen soll.
Das Vakzin, das bereits in wenigen Wochen getestet werden soll, ziele
nicht nur wie die bisherigen Mittel auf das Spike-Protein auf dem
Virus ab, sondern zusätzlich auch auf das sogenannte
Nucleocapsid-Protein - eine Hülle, die das genetische Material des
Virus schützt.

Das Vereinigte Königreich ist eines der am schwersten von der
Pandemie betroffenen Länder Europas. Mittlerweile sind nach
offiziellen Angaben mehr als 115 000 Menschen mit oder an Covid-19
gestorben. Zur Eindämmung gilt seit Wochen erneut ein Lockdown mit
weitreichenden Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen.

Johnson will am 22. Februar eine «Roadmap» für den Ausstieg aus den
Corona-Maßnahmen vorstellen. Wie die Zeitung «Sunday Telegraph»
berichtete, sollen als erstes Treffen mit einem Mitglied eines
anderen Haushalts für einen Kaffee oder ein Picknick im Park wieder
erlaubt werden. Schulöffnungen sind vom 8. März an vorgesehen.