Bundesinstitut hofft auf Zulassung von Corona-Selbsttests im März

Zuverlässige Corona-Tests für Jedermann könnten die Öffnung von
Schulen, Restaurants und Läden sicherer machen. Bald könnten die
ersten zugelassen werden. Doch Experten mahnen zur Vorsicht.

Berlin (dpa) - Noch im Frühjahr könnten die ersten
Corona-Schnelltests für zu Hause in Deutschland auf den Markt kommen.
Das zuständige Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
hofft auf eine Zulassung im März. «Aktuell gehen wir auf Basis der
bislang vorliegenden Antragsunterlagen davon aus, dass wir die ersten
Sonderzulassungen Anfang März erteilen können», sagte ein Sprecher
der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung». Demnach gibt es
Anträge für bis zu 30 verschiedene Produkte, mit denen sich jeder
binnen einer Viertelstunde selbst testen könnte.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte sich am Freitag vorsichtig
zu solchen Tests geäußert. Die Politik ermögliche den Einsatz von
Selbsttests, aber für eine Zulassung komme es auf die Qualität an,
hatte er betont. Denn wenn sie viele falsch negativen Ergebnisse
liefern sollten, «dann steckt darin auch ein Risiko». Infizierte
Menschen könnten in der Annahme, nicht infiziert zu sein, andere
anstecken.

Die bisher zugelassenen Schnelltests verlangen einen Abstrich mit
einem langen Stäbchen tief in der Nase oder im Rachen. Sie sollen nur
von geschultem Personal gemacht werden - auch, weil der tiefe
Abstrich für viele unangenehm ist. Bei den Selbsttests sind nun
beispielsweise Gurgel- und Spucktests im Gespräch, die deutlich
einfacher anzuwenden wären.

In Österreich werden solche Selbsttests bereits in Schulen
eingesetzt. Sie sind, wie auch die anderen Schnelltests, insbesondere
dafür geeignet, eine hohe Virenlast nachzuweisen. Das bedeutet, dass
Personen, die stark ansteckend sind, rasch erkennbar sind - aber
auch, dass Infizierte mit geringer Virenlast möglicherweise nicht
entdeckt werden. Außerdem können die Tests immer nur eine
Momentaufnahme sein - am nächsten Tag kann die Viruslast bereits
gestiegen und nachweisbar sein. Das Abstandhalten und Tragen von
Schutzmasken ist aus Expertensicht daher weiter nötig.

Nach einer Zulassung von Selbsttests in Deutschland stünden laut
Spahn Bund-Länder-Gespräche dazu an, wie sie in die Strategien
aufgenommen werden sollten. Noch sei auch der Preis offen - und
inwieweit der Bund den Kauf eventuell mitunterstützt, sagte er.

Die SPD im Bundestag forderte ein rasches Konzept. «Ich verstehe
wirklich nicht, warum die Kanzlerin beim Thema Selbsttests schon
wieder so zögerlich agiert», sagte Fraktionsvize Bärbel Bas der
Deutschen Presse-Agentur. Diese Tests könnten beim Weg aus der
Pandemie eine ganz wichtige Rolle spielen. «Solange wir nicht über
ausreichend Impfstoff verfügen, um das Corona-Virus erfolgreich
einzudämmen, sind sie die einzige Möglichkeit, Infektionsketten
frühzeitig zu unterbrechen», betonte Bas. Die Bürger könnten damit

aktiv an einer Rückkehr in die Normalität mitarbeiten.

Nach einer Zulassung müsse der Bund Geld in die Hand nehmen, um als
erstes Schulen und Kitas mit den Selbsttests auszustatten, forderte
Bas. Außerdem müsse Spahn unverzüglich eine breit angelegte
Teststrategie planen. «Wir dürfen nicht erneut wie beim Impfen
Schlusslicht einer Entwicklung werden, die uns aus der Krise helfen
könnte», warnte die SPD-Politikerin.

Nach Ansicht von Wissenschaftlern könnten zuverlässige Schnelltests
für den Hausgebrauch eine große Rolle bei der Rückkehr zu einem
normalen Alltag spielen, wie die «Frankfurter Allgemeine Zeitung»
berichtete. Unter strengen Bedingungen sei so etwa die Öffnung von
Restaurants denkbar.

Auch Deutschlands Kommunen fordern eine Selbsttest-Offensive. Sie
könnten ein wichtiges Mittel für weitere Öffnungsperspektiven sein,
sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und
Gemeindebundes, Gerd Landsberg, der «Neuen Osnabrücker Zeitung». Er
forderte, «dass in den öffentlichen Einrichtungen wie etwa Schulen
und Kitas diese Tests unentgeltlich von Bund und Ländern beschafft
und schnell bereitgestellt werden». Bei sinkenden Infektionszahlen
könnten solche Schnelltests auch für die Öffnung von Restaurants,
Hotels, Museen und Sportstätten eine wichtige Perspektive eröffnen.