Kinder leiden besonders unter Sucht der Eltern

Mindestens 4000 Kinder in Sachsen-Anhalt haben suchtkranke Eltern.
Eine Aktionswoche soll ihre Probleme sichtbar machen.

Magdeburg (dpa/sa) - Mindestens rund 4000 Kinder und Jugendliche in
Sachsen-Anhalt haben suchtkranke Eltern. Am Sonntag startet deshalb
eine Aktionswoche, die auf die Probleme der Heranwachsenden
aufmerksam machen soll. «Für gewöhnlich wird behandelt, wer krank
ist», sagte Helga Meeßen-Hühne, Leiterin der Landesstelle für
Suchtfragen. Doch die Auswirkungen seien auch für Angehörige sehr
groß. Gerade Kinder würden dazu neigen, die Schuld für die Probleme
der Eltern bei sich selbst zu suchen. Zudem sei die Sorge um die
Mutter oder den Vater groß. «Die Kinder nehmen oft eine Rolle ein,
die ihrem Alter nicht angemessen ist.»

Tatsächlich seien wohl weit mehr Kinder und Jugendliche betroffen,
sagte Meeßen-Hühne. Bekannt seien nur die Fälle, bei denen die
Erkrankten im Jahr 2019 Hilfe bei einer Beratungsstelle gesucht
hatten. «Suchtprobleme in der Familie sind schambesetzt und werden
als Familiengeheimnis gehütet», so Meeßen-Hühne. Zahlen aus dem

vergangenen Jahr gibt es ihren Angaben nach noch nicht.

Helfen könne nahezu jeder: als Nachbar oder Verwandter beispielsweise

einen Rückzugsort für das Kind bieten, zum Beispiel zum Erledigen von
Hausaufgaben. Die Aktionswoche, die von Sonntag an bis zum 20.
Februar stattfindet, richtet sich mit größtenteils digitalen
Angeboten vor allem an Kinder- und Jugendeinrichtungen. Damit
soll beispielsweise Beschäftigten von Kitas Hilfe im Umgang mit den
erkrankten Eltern aufgezeigt werden.

Laut den Vereinen NACOA und Such(t)- und Wendepunkt, die die
Aktionswoche initiiert haben, wachsen bundesweit etwa drei Millionen
Kinder in einem Haushalt mit suchtkranken Eltern auf. Lockdown und
Kontaktbeschränkungen seien in der Corona-Pandemie eine zusätzliche
Belastung. Mit dem Stress steige oftmals auch der Konsum von Alkohol
oder Drogen, hieß es. Auch darauf soll die Aktionswoche in diesem
Jahr aufmerksam machen.