Brandenburgs Kassenärzte wollen Corona-Impfungen auch beim Hausarzt

Weil nicht genug Impfstoff da ist, kann man sich derzeit keinen
Termin für die Corona-Impfung in Brandenburg holen. Wenn mehr
Impfstoff kommt, könnten die Impfzentren bald überlastet sein, warnen
die Kassenärzte und machen einen Vorschlag.

Potsdam (dpa/bb) - Die Kassenärzte in Brandenburg fordern, dass die
Corona-Impfung auch beim Hausarzt möglich wird. «Eine Impfung direkt
in der Arztpraxis bedeutet für jeden Einzelnen eine deutliche
Erleichterung», heißt es in einem Papier der Kassenärztlichen
Vereinigung Brandenburg (KVBB), über das die «Ärzte Zeitung» am
Samstag berichtete und das auch der Deutschen Presse-Agentur
vorliegt. «Gerade alten und kranken Menschen bleibt durch eine
Impfung in der Arztpraxis der Weg in ein Impfzentrum erspart.»
Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) solle dies politisch
ermöglichen.

In den elf Impfzentren in Brandenburg bekommen momentan über
80-Jährige sowie das Personal von Pflegeeinrichtungen, Krankenhäusern
und Praxen den Corona-Schutz. Wegen Lieferverzögerungen können
derzeit keine neuen Termine vereinbart werden. Am Mittwoch beginnt
Brandenburg mit Impfungen des dritten Präparats - nämlich
Astrazeneca. Nach einer Rechnung der Kassenärzte könnten schon im
März so viele Impfstoffdosen vorhanden sein, dass die Impfzentren
überlastet wären. «Spätestens im April muss man auf das Impfen in d
en
Praxen umswitchen, wenn man allen Impfberechtigten ein Impfangebot
machen will», sagte KVBB-Chef Peter Noack der «Ärzte Zeitung».

Doch wer zum Beispiel über 70 Jahre alt ist oder eine schwere
chronische Lungen- oder Nierenerkrankung hat, braucht nach der
Corona-Impfverordnung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU)
ein ärztliches Zeugnis für eine Impfung. Das bekommt man nach Angaben
der KVBB bei den Arztpraxen. Deshalb schlagen die Kassenärzte in
ihrem Papier ein Modellprojekt mit beispielsweise 50 Praxen zum
Impfen vor. In Mecklenburg-Vorpommern impfen seit Januar auch
Hausärzte testweise. Der Hausärztliche Qualitätszirkel Potsdam hatte

bereits im Januar gefordert, dass das Impfen in Hausarztpraxen
möglich wird.

Knapp 55 000 Brandenburger haben rund sieben Wochen nach dem Start
der Corona-Impfungen den notwendigen zweiten Schutz, wie das
Gesundheitsministerium mitteilte. Die erste Impfung sei an rund 82
000 Menschen gegangen. Bei der Impfquote - dem Anteil geimpfter
Bürger an der Bevölkerung - liegt Brandenburg für Erstimpfungen mit
3,2 Prozent im Bundesdurchschnitt. Bei der Zweitimpfung platziert
sich das Land mit 2,2 Prozent deutlich über dem Schnitt, wie aus
Zahlen des Robert Koch-Instituts hervorgeht.

Der Wert neuer Infektionen pro 100 000 Einwohner in einer Woche nimmt
in Brandenburg weiter ab: Diese 7-Tage-Inzidenz lag am Samstag bei
rund 73, am Freitag bei etwa 77 und vor einer Woche bei rund 92.

Grundschulen öffnen in Brandenburg am 22. Februar wieder mit
Wechselunterricht zwischen Schule und zuhause, das hatte das Kabinett
am Freitag beschlossen. Die Außenanlagen von Zoos und Tierparks
machen an diesem Montag auf, Friseurläden am 1. März. Der harte
Lockdown gilt ansonsten aber noch bis mindestens zum 7. März. Weitere
Öffnungen soll es geben, wenn die 7-Tage-Inzidenz über mehrere Tage
nicht über 35 liegt. Landkreise und kreisfreie Städte können ab
Montag ein Alkoholverbot auf öffentlichen Straßen und Plätzen
anordnen. Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg hatte ein
landesweites Alkoholverbot im öffentlichen Raum zuvor gekippt.