Der öffentlichen Verwaltung fehlt es an Technik fürs Homeoffice

Das für viele Arbeitnehmer coronabedingte Homeoffice macht auch vor
der öffentlichen Verwaltung nicht Halt. Wie gut hier die Arbeit von
zuhause funktioniert, hängt nicht nur vom Willen der Arbeitgeber ab.
Allzu häufig scheitert es an der Technik.

Mainz (dpa/lrs) - Einigen öffentlichen Verwaltungen in
Rheinland-Pfalz fehlt es an der nötigen Technik, um noch mehr
Mitarbeitenden in der Corona-Pandemie die Arbeit von zu Hause zu
ermöglichen. «Eine kommunale Beschaffung dauert aufgrund der
Wartezeiten und Formalien derzeit drei Monate und mehr», erklärt
Karl-Heinz Frieden, Geschäftsführer des Gemeinde- und Städtebundes
Rheinland-Pfalz. Der Markt sei hart umkämpft, neben den
Verwaltungsmitarbeitern müssten auch Schüler und Schülerinnen sowie
Ratsmitglieder mit Geräten und Software versorgt werden.

Von den rund 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der
Kreisverwaltung Mainz-Bingen etwa arbeiten aktuell nach Angaben einer
Sprecherin bis zu 215 im Homeoffice. Weitere 130 Heim-Arbeitsplätze
würden derzeit eingerichtet, die Geräte von der EDV konfiguriert. Die
dafür benötigte Technik sei zum großen Teil bereits im Oktober des
vergangenen Jahres bestellt, aber erst jetzt ausgeliefert worden.
Zusätzlich seien weitere 50 Laptops bestellt worden. Eine noch
stärkere Ausweitung der Homeoffice-Arbeitsplätze sei jedoch derzeit
nicht möglich, auch weil es schwierig sei, auf dem Markt noch weitere
passende technische Geräte zeitnah zu bekommen.

Verdi-Landesfachbereichsleiter Volker Euskirchen zeichnet ein
gemischtes Bild - von Kommunen, die sich kaum gekümmert hätten, bis
zu Verwaltungen, in denen alles optimal laufe. Die Stadtverwaltung
Idar-Oberstein etwa erlaube zwar ihren Angestellten, ins Homeoffice
zu gehen, diese müssten sich jedoch selbst um die gesamte Technik
kümmern. Wie ein Sprecher der Stadtverwaltung auf Anfrage bestätigte,
verfüge die Stadt nicht über «freie Kapazitäten an Endgeräten».


In den meisten Verwaltungen arbeiteten 50 bis 60 Prozent der
Mitarbeiter von zuhause, sagt Euskirchen. Viele Behörden hätten zwar
die technische Ausstattung für einen externen Datenzugriff
ermöglicht, aber nur in wenigen Fällen werde das Personal
entsprechend ausgestattet. Heißt: Die Mitarbeiterin kann zwar
beispielsweise auf den Server der Kommune zugreifen, aber nur von
ihrem heimischen PC aus.

Wo Laptops bereits vorhanden gewesen seien, hätten die Mitarbeitenden
sie nach Hause mitnehmen dürfen. Um zusätzliches Equipment hätten
sich im vergangenen Herbst nur wenige Kommunen, Stadt- oder
Kreisverwaltungen ausreichend gekümmert.

In Bernkastel-Kues (Landkreis Bernkastel-Wittlich) und Prüm im
Eifelkreis Bitburg-Prüm wurden nach Angaben der
Verbandsgemeindeverwaltungen zusätzliche Laptops angeschafft.
Gleiches gilt etwa für Pirmasens und den Landkreis Altenkirchen.

Bei der Stadtverwaltung Ludwigshafen waren nach Angaben eines
Pressesprechers im März 2020 etwa 250 Notebooks für das Mobile
Arbeiten im Umlauf. Die Stadtverwaltung gehe davon aus, dass bis
April dieses Jahres dann insgesamt rund 1500 Laptops verfügbar sein
werden. In Koblenz dagegen sollen zwar weitere Homeoffice-Plätze
geschaffen werden, wenn möglich einem Sprecher zufolge jedoch mit
privater Hardware.

Die Stadt Mainz hat während der Pandemie 130 zusätzliche temporäre
Telearbeitsplätze eingerichtet, für die die Mitarbeitenden ihre
eigene Technik nutzen und sich in das städtische Netzwerk einwählen.
Nach Angaben eines Sprechers nutzen somit derzeit insgesamt etwa 350
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Telearbeitsmöglichkeiten der
Stadtverwaltung, mindestens 42 weitere reguläre Telearbeitsplätze
sollen dazu kommen.

Zu wenig, findet der Kreisverband der Christlich-Demokratischen
Arbeitnehmerschaft. Er wirft der Stadt vor, keine schlüssige
Strategie zu haben, um möglichst vielen Mitarbeitern die Arbeit von
zu Hause zu ermöglichen. 

Auch ohne mobile Arbeitsplätze täten die kommunalen Arbeitgeber
alles, um ihr Personal bestmöglich zu schützen, meint Frieden. Neben
Schichtsystemen seien die Arbeitsplätze mit Bürgerkontakt mit
Schutzwänden versehen worden, Masken bereitgestellt und wo möglich
Einzelarbeitsplätze eingerichtet worden.

Viele Kommunen schildern, den Publikumsverkehr dahingehend
eingeschränkt zu haben, dass der Zutritt nur nach vorheriger
Terminabsprache möglich ist. So könnten auch bereits telefonisch oder
per Mail einige Anliegen geklärt werden, ohne dass es unmittelbaren
Personenkontakt bedürfe.

Die Landesvorsitzende des Deutschen Beamtenbunds, Lilli Lenz, sieht
vor allem in schlechten Internetverbindungen ein Problem. «Auf dem
Land kommt nichts an und in der Stadt ist die Leitung überlastet»,
erklärt Lenz. Außerdem gebe es kaum eine elektronische Akte.
Stattdessen reisten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit
Reisekoffern an, um in der Verwaltung die Akten zu tauschen und neue
mit nach Hause zu nehmen.

Dazu kommt: In manchen Verwaltungen dürfe zu Hause nichts ausgedruckt
werden. Also steuerten die Angestellten die dienstlichen Drucker an,
wo die gedruckten Dokumente jedoch häufig liegen blieben. Beim Thema
Digitalisierung bleibt auch nach Einschätzung des Gemeinde- und
Städtebundes noch Luft nach oben. «Je digitaler die Verwaltung, desto
besser funktioniert das mobile Arbeiten», sagt Frieden. Im digitalen
Rathaus sei man noch nicht angekommen.