Drei Prozent der Menschen in Deutschland gegen Corona geimpft

Deutlich mehr als 100 000 Menschen werden jeden Tag gegen Corona
geimpft - es könnten bald mehr als 600 000 sein. Der oberste
Kassenarzt des Landes warnt vor einem Stau beim Verabreichen des
ersehnten Impfstoffs.

Berlin (dpa) - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rechnet
damit, dass die Corona-Impfkampagne das erste Ziel erreicht und bis
Mitte Februar allen Pflegeheimbewohnern ein Impfangebot gemacht wird.
Das sagte er am Freitag in Berlin. Insgesamt seien mittlerweile -
rund sechs Wochen nach dem Impfstart - drei Prozent der Menschen in
Deutschland geimpft, davon 1,5 Prozent auch mit der nötigen
Zweitimpfung, sagte Spahn. 5,7 Millionen Impfdosen wurden demnach
ausgeliefert. Bis Ende nächster Woche sollen es 8 Millionen sein.

Unter den rund 800 000 Heimbewohnerinnen und -bewohner hätten mehr
als 80 Prozent die Erst- und über 50 Prozent auch die Zweitimpfung
erhalten, so Spahn. Zuvor war dies auch in Zahlen von Robert
Koch-Institut (RKI) und Bundesgesundheitsministerium bekannt
geworden. Bis Donnerstag waren demnach mehr als 380 000 Senioren in
Heimen immunisiert.

«Da ja nicht 100 Prozent das Angebot annehmen, ist unser Ziel, allen
Bewohnerinnen und Bewohnern das Angebot gemacht zu haben rund um
Mitte Februar auch gut erreichbar», sagte Spahn. «Das macht deutlich,
wie die Impfkampagne nun Zug um Zug, Woche für Woche, an Fahrt
gewinnt.»

In den Impfzentren der Länder werden laut Spahn 120 000 bis 130 000
Impfungen täglich vorgenommen. Bis zu 250 000 könnten die Zentren
derzeit nach bisherigem Stand leisten. Nach einer Aufstellung des
Ministeriums könnten aber aufgrund der geplanten Lieferungen im
zweiten Quartal im Schnitt pro Tag 698 000 Impfungen möglich werden.
Diese am Mittwoch bekannt gegebene Prognose stammt von einem Institut
der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV).

Spahn sagte, die Abfrage bei den Ländern laufe, ob etwa durch
verlängerte Öffnungszeiten die Kapazitäten erhöht werden könnten.

Wenn im Frühjahr auch die Arztpraxen in die Corona-Impfungen
einsteigen, könnten bis zu eine Millionen Impfungen am Tag
durchgeführt werden.

Die Kassenärzte boten eine zügige Einbindung der Praxen an. Sonst
drohe die Impfkampagne schon bald in einem gigantischen Stau nicht
verabreichter, aber dringend benötigter Impfdosen stecken zu bleiben,
warnte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas
Gassen. Um den voraussichtlich verfügbaren Impfstoff schnellstmöglich
zu nutzen, könnten schon ab Ende März 40 000 Praxen zusätzlich
benötigt werden. Insgesamt könnten sich bis zu 75 000 der bundesweit
102 000 Arztpraxen an der Impfkampagne beteiligen, wenn notwendige
Voraussetzungen geschaffen seien.

Bisher gingen mehr als ein Viertel aller Impfdosen an
Pflegeheimbewohner (28,8 Prozent). Sie werden von mobilen Impftrupps
in den Heimen geimpft. Fast die Hälfte der verfügbaren Impfstoffe (47
Prozent) bekamen Berufsgruppen wie zum Beispiel Ärzte und
Pflegekräfte.