Friseure im verlängerten Lockdown mit Öffnungsperspektive

Längerer Lockdown und demnächst «Locke down»: Die Friseure haben na
ch
wochenlanger Schließung eine Öffnungsperspektive. Kommt die wild
wuchernde Haarpracht also bald runter? Ganz so einfach wird es wohl
nicht werden.

Berlin (dpa/bb) - Nun ist es amtlich: Berlin setzt die zwischen Bund
Ländern getroffene Vereinbarung zur Verlängerung des Corona-Lockdowns
eins zu eins um. Der Senat beschloss bei einer Sondersitzung am
Donnerstagabend, dass viele Geschäfte, Gaststätten, Kultur- und
Freizeiteinrichtungen zur Eindämmung der Pandemie mindestens bis zum
7. März geschlossen bleiben müssen.

Für Friseure soll es eine Ausnahme geben: Sie können bereits am 1.
März wieder öffnen und Kunden bedienen, die vorher einen Termin
gebucht haben. Das dürfte einen Kundenansturm an den Telefonen und
auf den Webseiten der Friseurgeschäfte auslösen. Denn nach zwei
Monaten Lockdown ohne professionelle Haarpflege dürfte sich nun halb
Berlin um einen Termin bemühen.

Die Abstands- und Hygieneregeln für die Friseurbetriebe sind streng,
wie die Gesundheitsverwaltung mitteilte. Eintreten dürfen Kunden nur
nach vorheriger Terminvereinbarung. Zwischen den Plätzen ist ein
Sicherheitsabstand von zwei Metern zu gewährleisten, innerhalb dessen
sich kein Kunde aufhalten darf. Wartende Kunden müssen draußen
bleiben: Sie dürfen sich «nicht innerhalb der Betriebsräume
aufhalten». Und, na klar: Maskenpflicht besteht auch.

Mit einer schrittweisen Öffnung der Schulen geht es bereits am 22.
Februar los. Den Anfang machen Schüler der Klassenstufen 1 bis 3. Für
sie soll es dann laut Bildungsverwaltung Wechselunterricht in halber
Klassengröße geben. Sie werden also in geteilten Lerngruppen
abwechselnd in der Schule und mit Hilfe digitaler Lösungen zu Hause
unterrichtet.

Das soll entweder im Umfang von mindestens drei Unterrichtsstunden
täglich oder nach schulischer Entscheidung und in Abstimmung mit der
Schulkonferenz im tage- oder wochenweisen Wechsel geschehen. Die
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hält die schrittweise
Öffnung für verfrüht, aus ihrer Sicht lässt das Infektionsgeschehen

einen solchen Schritt noch nicht zu.

Auch der Kita-Betrieb soll nach Angaben der Bildungsverwaltung ab 22.
Februar wieder schrittweise hochgefahren werden. Zunächst soll die
Auslastung, die im Rahmen der der aktuellen «Notversorgung» auf 50
Prozent der normalen Kapazität begrenzt ist, auf 60 Prozent
gesteigert werden.

Eine leichte Aufweichung gibt es bei den Kontaktbeschränkungen.
Bisher heißt es in der Infektionsschutzverordnung, das Verlassen der
eigenen Wohnung oder gewöhnlichen Unterkunft sei nur aus triftigen
Gründen «zulässig». Nun werden die Bürger «angehalten», die W
ohnung
nur aus triftigem Grund zu verlassen. Wie bisher schon sind sie zudem
angehalten, physische Kontakte zu anderen Menschen, die nicht zum
eigenen Haushalt gehören, auf das absolut nötige Minimum zu
reduzieren und auf Reisen zu verzichten.

Ebenfalls neu: Das Verbot, im Freien Alkohol zu trinken, gilt nur
noch in Grünanlagen sowie auf Parkplätzen. Das Verbot für den
öffentlichen Raum insgesamt wird gestrichen. Bibliotheken dürfen
wieder Leihbetrieb anbieten.

Die Tendenz bei den Corona-Zahlen ist in Berlin seit einigen Wochen
rückläufig. Am Donnerstag lag die Inzidenz - also die Zahl der
Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen einer Woche - bei 62,9.
Gleichwohl steht die Corona-Ampel bei diesem Indikator weiterhin auf
Rot. Sie würde erst ab einem Wert von 30 auf Gelb springen, ab 20 auf
Grün.

Im Zuge des bundesweiten Lockdowns sind weite Teile des Einzelhandels
mit Ausnahme etwa von Supermärkten, Drogerien oder Apotheken, dazu
Friseure, Kosmetiksalons sowie viele Schulen seit 16. Dezember
geschlossen, Kitas im Notbetrieb. Restaurants, Museen, Kinos,
Theater, Freizeit- und Sporteinrichtungen mussten bereits Anfang
November für Publikum schließen.

Die Berliner Wirtschaft kritisierte, dass die Politik nach wie vor
keine «konkreten Pläne für den geordneten Wiedereinstieg» für von

Schließungen betroffene Branchen entwickle. Die FDP im
Abgeordnetenhaus legte einen Stufenplan vor, der bereits bei einer
Inzidenz von 50 weitgehende Öffnungen vor allem in Handel und
Gastronomie vorsieht.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) verteidigte
hingegen das Vorgehen von Bund und Ländern und rief zum Durchhalten
auf. «So weh es tut und so schwierig dieser Weg ist: Wir sind jetzt
an dem Punkt, wo wir nicht die Nerven verlieren dürfen, damit wir
auch noch gut durch den März kommen», sagte er im Abgeordnetenhaus.