174 neue Corona-Infektionen in MV - Diskussion um Schulöffnungen

Die Infektionszahlen sinken, die Menschen sind ungeduldig. Doch
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig mahnt zu Geduld und Vorsicht.
Zuerst sollen Schulen ab 24. Februar öffnen. Den Lehrergewerkschaften
reichen die Schutzvorkehrungen aber nicht aus.

Schwerin/Rostock (dpa/mv) - Die Corona-Infektionslage entspannt sich
in Mecklenburg-Vorpommern weiter. Am Donnerstag meldete das Landesamt
für Gesundheit und Soziales (Lagus) in Rostock 174 Neuinfektionen.
Das sind 82 weniger als vor einer Woche. Als Reaktion darauf beginnt
die Landesregierung kurz nach dem Ende der Winterferien am 24.
Februar mit dem Neustart der Schulen, lässt in der Wirtschaft aber
noch keine spürbaren Lockerungen zu.

«Kinder, Kitas, Schulen, Bildung haben Vorrang. Das ist wichtig für
Kinder und Familien, aber auch für die Wirtschaft», sagte
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Donnerstag in einer
Corona-Sondersitzung im Landtag in Schwerin. Am Tag zuvor hatten Bund
und Länder eine Verlängerung des zunächst bis Mitte Februar
befristeten Lockdowns bis zum 7. März beschlossen. Es bleibt jedoch
den Ländern freigestellt, wann und wie sie Kitas und Schulen wieder
öffnen.

Nach den Worten Schwesigs sollen am 24. Februar die Klassenstufen 1
bis 6 regional zum Regelbetrieb zurückkehren. Zuvor war die Rede vom
22. Februar nur für die Grundschulklassen 1 bis 4 gewesen.
Voraussetzung sei, dass in den jeweiligen Landkreisen oder
kreisfreien Städten stabil weniger als 50 Corona-Infektionen je 100
000 Einwohner in sieben Tagen registriert wurden. Auch Kitas würden
dann wieder im Regelbetrieb laufen.

Vom 8. März an sollen Schüler der höheren Klassen schrittweise im
Wechselunterricht an die Schulen zurückkehren. Für Abschlussklassen
wird zur Prüfungsvorbereitung bereits seit längerem Präsenzunterricht

angeboten. In Corona-Hotspots mit einer Inzidenz von über 150 - wie
derzeit im Kreis Vorpommern-Greifswald - gelte weiter eine
Notbetreuung.

Die Lehrergewerkschaften GEW und VBE forderten mehr Schutz für die
Lehrkräfte und Schüler. Der VBE-Landesvorsitzende Michael Blanck
erklärte am Donnerstag, er könne sich einen normalen Schulbetrieb
derzeit nicht vorstellen. Es fehlten die Voraussetzungen, wie eine
Entzerrung der Schülerbeförderung, Plexiglasscheiben in den Schulen
und Schnelltests für die Lehrer. Auch Luftfilter und mehr Räume seien
nötig. «Nur Lüften bei diesen Temperaturen reicht nicht», so Blanck
.

Sollte es verstärkt zu Infektionen in Schulen kommen, würden damit
auch die Abschlussprüfungen gefährdet, warnte er mit Blick auf das
mutierte Virus. Vorstellen könne sich der VBE derzeit einen
Unterricht in Kleinstgruppen mit Hygienemaßnahmen. «Damit wird der
Arbeitsaufwand für die Beschäftigten aber noch einmal größer.» Bl
anck
forderte den verstärkten Einsatz von Lehramtsstudenten. Auch die GEW
plädierte für ein schrittweises Öffnen in Form von Wechselunterricht

in halbierten Lerngruppen.

Lockerungen in der Wirtschaft seien auch angesichts neuer Gefahren
durch ansteckendere Virusvarianten erst bei Werten unter 35 möglich,
sagte Schwesig. «Um wieder zu öffnen, brauchen wird eine sichere
Basis», warb die Regierungschefin um Geduld. Als erstes würden am 1.
März die Friseure im Land öffnen. «Wichtig ist aber auch, dass wir
allen anderen Bereichen, die jetzt enttäuscht sind, eine Perspektive
geben», betonte Schwesig, ohne aber bereits konkret zu werden.
Weitere, an Inzidenzen gebundene Öffnungsschritte würden mit der
Wirtschaft beraten. Am Freitag befasse sich der MV-Gipfel damit.

Die Sieben-Tage-Inzidenz sank von 70,7 am Mittwoch auf nunmehr 66,4.
Auch in dem am stärksten betroffenen Landkreis Vorpommern-Greifswald
gingen die Zahlen zurück. Dort sank die Inzidenz von 210,9 am
Mittwoch unter die Marke von 200 auf 196,1. Drei Landkreise und die
Stadt Rostock unterschreiten den Warnwert von 50: Am niedrigsten ist
die Corona-Belastung in Rostock mit 18,2, gefolgt vom Landkreis
Vorpommern-Rügen (27,6), dem Landkreis Rostock (36,1) und dem
Landkreis Nordwestmecklenburg (45,8). Ludwigslust-Parchim (53,4),
Mecklenburgische Seenplatte (60,4) und Schwerin (89,9) liegen über
50, aber unter 100 Infektionen je 100 000 Einwohner binnen einer
Woche.

Als erstes Bundesland hat Mecklenburg-Vorpommern vier Prozent seiner
Einwohner mindestens einmal gegen Covid-19 geimpft. Auf Platz zwei
liegt in der Impfstatistik Schleswig-Holstein mit gut 3,6 Prozent
Erstimpfungen, den niedrigsten Wert hat Niedersachsen mit 2,4
Prozent. Der deutsche Durchschnitt liegt bei knapp 3 Prozent (Stand
Mittwoch).

Priorität hatten in MV wie auch anderswo zunächst die Alten- und
Pflegeheime. In 96 Prozent der Heime im Nordosten sei die erste
Impfung erfolgt, in 70 Prozent auch die zweite, sagte ein Sprecher
des Sozialministeriums der Deutschen Presse-Agentur. Die
Impfbereitschaft der Bewohner sei dabei sehr hoch. Lediglich in neun
Heimen sei noch gar nicht geimpft worden. Grund seien akute
Corona-Infektionen dort.

Seit einiger Zeit werden zudem über 80-Jährige geimpft. Sie werden
vom Landesamt angeschrieben und können dann telefonisch einen Termin
vereinbaren. Damit soll ein unkontrollierter Run auf die
Terminvergabe vermieden werden. In Ludwigslust soll ab Freitag zudem
medizinisches Personal und Pflegepersonal den Astrazeneca-Impfstoff
bekommen.