Landrat aus dem Erzgebirgskreis früher als vorgesehen geimpft

Annaberg-Buchholz (dpa/sn) - Der Landrat des Erzgebirgskreises, Frank
Vogel, ist früher als vorgesehen geimpft worden. «Ich habe nicht
proaktiv agiert und eine Impfung gefordert», teilte der CDU-Politiker
auf Anfrage am Donnerstag mit. Er habe Mitte Januar aus dem
Impfzentrum die Anfrage erhalten, ob er seine nichtmobilen Eltern,
beide über 80 Jahre alt und zur Risikogruppe 1 gehörend, zur in der
Pflegeeinrichtung stattfindenden Impfung begleite. «Beim
Vor-Orttermin wurde ich dann darauf angesprochen, dass auch eine
Verimpfung meiner Person möglich sei.» Dass er zugestimmt habe, könne

man ihm vorwerfen. «Das war ein Fehler, für den ich mich
entschuldige.»

Zunächst hatte die «Freie Presse» über den Fall berichtet. Demnach

ist Vogel der einzige Spitzenvertreter der Landkreise und kreisfreien
Städte in Sachsen, der bislang eine Immunisierung gegen das
Coronavirus bekommen hat. Der 63-Jährige gehört nach der gültigen
Bundesverordnung nicht zur Gruppe der Personen mit der höchsten
Priorität.

Vogel erklärte weiter, dass er auch deshalb zur Impfung bereit
gewesen sei, weil er wegen seiner Tätigkeit häufig mit anderen in
Kontakt trete. Zudem habe er seine persönliche gesundheitliche
Situation, nach eigenen Angaben leidet er unter einer chronischen
Erkrankung, in die Entscheidung einfließen lassen.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK), das in Sachsen die Impfzentren
organisiert, bestätigte zumindest den Anruf. «Dabei wurde dem Landrat
aber kein Angebot für eine persönliche Impfung gemacht», betonte
DRK-Sprecher Kai Kranich auf Anfrage. Wie es dann dennoch zu der
Impfung gekommen sei, werde derzeit geprüft.

Anfang der Woche war bekannt geworden, dass Hunderte Polizisten in
Sachsen früher als geplant eine Schutzimpfung gegen das Coronavirus
erhalten hatten. Die Impfdosen waren der Polizei an mehreren Tagen
kurzfristig vom DRK angeboten worden, weil sie wegen der
komplizierten Lagerung sonst verfallen wären.

Diese Praxis sei inzwischen angepasst worden, erläuterte Kranich.
Zwar würden Reste von Impfdosen immer am gleichen Tag verimpft. «Aber
mittlerweile werden Personen aus der höchsten Prioritätengruppe auch
einen Tag zuvor informiert, dass sie sich zur Verfügung stellen
sollten, falls einige Dosen übrig sind».

Die Grünen im Sächsischen Landtag verlangen nach den Vorfällen klare

Regeln bei der Vergabe von Impfstoffen, die nicht wie geplant bei den
mobilen Teams oder in den Impfzentren verwendet werden. «Die Impfung
gegen das Corona-Virus ist der lang ersehnte Hoffnungsschimmer in
dieser Pandemie. Die Akzeptanz in der Bevölkerung darf nicht durch
eine intransparente Vergabe von Rest-Impfungen gefährdet werden»,
erklärte die Landtagsabgeordnete Kathleen Kuhfuß am Donnerstag in
Dresden. Man brauche ein nachvollziehbares Verfahren, Menschen aus
dem Personenkreis mit der ersten Priorität auch kurzfristig impfen zu
können.