Hilfsorganisationen: Deutsche Impfstofffirmen müssen Know-How teilen

Berlin (dpa) - Ein Bündnis von Entwicklungs- und
Menschenrechtsorganisationen fordert die deutschen Pharmafirmen
Biontech und Curevac auf, schnell den Weg für eine weltweite
Produktion ihrer Corona-Impfstoffe zu ebnen. So sollten die
Unternehmen während der Pandemie auf ihre geistigen Eigentumsrechte
verzichten und Technologien und Know-How anderen Firmen zugänglich
machen, heißt es in einem offenen Brief unter anderem von Amnesty
International, Ärzte ohne Grenzen, Oxfam und Transparency
International. Zudem sollten sie einen Teil der Impfstoffe für ärmere
Länder bereitstellen.

Elisabeth Massute von Ärzte ohne Grenzen erklärte am Donnerstag: «Es

darf nicht sein, dass ärmere Länder mit dem Schutz ihrer
Risikogruppen noch Jahre warten müssen, während reiche Länder wie
Deutschland schon die breite Masse impfen.»

Die gut 20 Organisationen weisen darauf hin, dass beide Firmen
Fördergelder von jeweils mehreren hundert Millionen Euro allein durch
die Bundesregierung erhalten hätten. Dadurch stünden sie in der
Verantwortung, Menschen weltweit Zugang zu Covid-19-Impfstoffen zu
gewähren.

Massute erklärte, die Zeit dränge. «Unsere Teams sehen derzeit
drastisch ansteigende Infektionszahlen in Projektstandorten etwa in
Malawi, Mosambik, Afghanistan und Brasilien und die
besorgniserregende Ausbreitung von Virusmutationen.»

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery,
kritisierte in der Deutschen Welle Biontech ebenfalls: «Ich finde es
unerhört und unanständig, dass sich eine Firma wie Biontech, die sich
teilweise mit deutschen Staatsgeldern finanziert, zu einem reinen
Wirtschaftsunternehmen entwickelt.» Das Unternehmen trete bei
Preisverhandlungen «mit amerikanischen Methoden und teuren Anwälten»

auf. «Wir werden uns nach der Pandemie in Ruhe darüber mit dem
Konzern unterhalten müssen.» Man müsse Biontech sagen: «So werdet i
hr
nicht mehr mit uns umgehen.»