Gewerkschaft GEW gegen rasche Schulöffnung in Berlin

Berlin (dpa/bb) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
ist gegen eine rasche Öffnung der Berliner Schulen. Noch lasse das
Corona-Infektionsgeschehen einen solchen Schritt nicht zu, erklärte
der GEW-Landesvorsitzende Tom Erdmann am Donnerstag. «Zum jetzigen
Zeitpunkt müssen alle Anstrengungen darauf gerichtet sein, die Anzahl
der Infektionen unter die Inzidenz von 50 Neuinfektionen auf 100 000
Menschen in einer Woche zu senken und die niedrigen Infektionszahlen
stabil zu halten», betonte er. «Erst dann sollte aus Sicht der GEW
eine schrittweise Öffnung der Kitas und Schulen in halbierten
Lerngruppen und prioritär in den Jahrgängen 1 bis 3 erfolgen.»

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) hatte am Mittwoch
nach Bund-Länder-Beratungen angekündigt, dass die seit 16. Dezember
weitgehend geschlossenen Schulen in Berlin ab dem 22. Februar
schrittweise wieder öffnen sollen - obwohl der Lockdown zur
Eindämmung der Corona-Pandemie bis 7. März verlängert werden soll.

Die Maßnahmen müssten an berlinweite Inzidenzwerte gekoppelt werden,
um Klarheit für alle Beteiligten zu schaffen, so Erdmann weiter. Ein
solides Gesamtkonzept sei aber weiter nicht zu erkennen. Viele
Lehrkräfte wie auch Eltern machten sich weiterhin Sorgen, ob genug
für den Gesundheitsschutz getan werde. Am Donnerstag lag der
Inzidenzwert in Berlin laut Gesundheitsverwaltung bei 64,4.

Bei dem angekündigten massenhaften Einsatz von Selbst-Schnelltests an
Schulen und Kitas sieht die GEW ebenfalls noch zahlreiche offene
Fragen. «Abgesehen von der Frage, ab wann die Tests ausreichend zur
Verfügung stehen, ist offen, wie genau die Anwendung erfolgen soll»,
so die GEW-Co-Vorsitzende Doreen Siebernik. «Wird zu Hause getestet
oder in der Schule? Wer soll die Kinder bei der Testung so anweisen,
dass keine Fehler unterlaufen? Es herrscht große Unsicherheit.»