Chemiebranche dank Corona im Plus

Baden-Baden (dpa/lsw) - Entgegen der Entwicklung im Bund und in
anderen Branchen hat die chemische Industrie in Baden-Württemberg das
vergangene Jahr mit einem Plus abgeschlossen - dank Corona. Das liege
vor allem an einem recht hohen Pharmaanteil von 37 Prozent im
Südwesten, sagte der Geschäftsführer von Chemie.BW, Ralf Müller, am

Donnerstag in Baden-Baden. So seien die Umsätze der chemischen und
pharmazeutischen Industrie hierzulande um 3,4 Prozent auf 22,1
Milliarden Euro gestiegen. Bundesweit habe die Branche ein Minus von
5 Prozent verbucht, sagte Müller. Ein weiterer Vorteil sei eine im
Vergleich stärker mittelständische Struktur in Baden-Württemberg.

«Wir sind die Apotheke Deutschlands», sagte Müller. Jeder vierte
Pharma-Arbeitsplatz bundesweit sei in Baden-Württemberg. Schon zu
Beginn der Pandemie hätten Ärzte und Apotheken Vorräte angelegt.
Erkrankte hätten sich selbst Medikamente besorgt, erläuterte Müller.

Anfangs befürchtete Lieferengpässe seien ausgeblieben, ergänzte der
Sprecher der Chemie-Verbände Baden-Württemberg, Andreas Fehler.

Das Geschäft der Branche ist im vergangenen Jahr vor allem im Inland
gewachsen: um 7,3 Prozent auf 8,8 Milliarden Euro. Mit 0,9 Prozent
war das Plus beim Export deutlich niedriger. Hier wurden 13,3
Milliarden Euro Umsatz erzielt. Die zweitgrößte Teilbranche, Farben
und Lacke etwa für Autos (12 Prozent Umsatzanteil), verzeichnete 2020
Einbrüche. Bereiche wie Körperpflege, Wasch- und Reinigungsmittel
hingegen hätten das Vorkrisenniveau halten können. Die Beschäftigung

sei mit einem Rückgang von 0,5 Prozent nahezu konstant geblieben.

Für dieses Jahr geht die Branche von einem Produktionswachstum von
bis zu zwei Prozent aus. Die Umsätze könnten um zwei bis drei Prozent
steigen. In einer repräsentativen Umfrage zeigten sich die
Unternehmen über alle Teilbranchen hinweg vorsichtig optimistisch.