Lockdown-Studie: Kinder seltener in Klinik - Anstieg bei Depressionen

Wer den ganzen Tag daheim hockt, steckt sich weniger an und knickt
seltener um. Von daher ist es logisch, dass in Lockdown-Zeiten
weniger Kinder in eine Klinik kommen. Doch in einem Bereich gibt es
einen deutlichen Anstieg - und der macht Fachleuten Sorgen.

München (dpa/lby) - Im ersten Lockdown im Frühjahr sind deutlich
weniger Kinder und Jugendliche in Bayern in einem Krankenhaus
behandelt worden als üblich - stationäre Einweisungen wegen
Depressionen und Angststörungen hingegen nahmen zu. Dies ergab eine
repräsentative Auswertung der Daten der Krankenkasse DAK Bayern, die
der Deutschen Presse-Agentur in München vorlag. Danach sank die Zahl
der Klinikbehandlungen im März und April 2020 um 45 Prozent, die Zahl
der Operationen von Kindern und Jugendlichen um 49 Prozent.

«Als nachvollziehbar und logische Konsequenz der
Kontaktbeschränkungen kann der Rückgang der Behandlungen wegen
Infektionskrankheiten und Verletzungen angesehen werden», erläuterte
die Leiterin der DAK-Landesvertretung Bayern, Sophie Schwab, am
Donnerstag.

Besonders deutlich fiel der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr bei
Darminfektionen (minus 62 Prozent), Lungenentzündung/Bronchitis
(minus 52/43 Prozent) und Alkoholmissbrauch (minus 43 Prozent) aus.
Auch Verletzungen durch Herumtoben oder Sport nahmen ab, bei
Kopfverletzungen etwa gab es einen Rückgang um 36 Prozent.

Dagegen nahmen stationäre Behandlungen wegen Depressionen um sechs
Prozent und wegen Belastungsstörungen gar um 44 Prozent zu. Die
Belastungen durch die Corona-Pandemie wirkten sich negativ aus,
erläuterte Sophie Schwab. «Die Analyse des ersten Lockdowns lässt
befürchten, dass die Pandemiefolgen für unsere Kinder insgesamt
wesentlich gravierender sein werden.»

Erst am Vortag hatte eine Studie des Hamburger Universitätsklinikums
Eppendorf publik gemacht, dass ein knappes Jahr nach Beginn der
Corona-Pandemie fast jedes dritte Kind in Deutschland psychische
Auffälligkeiten zeigt.

Für die DAK-Studie wurden die anonymisierten Krankenhausdaten von
mehr als 102 000 Versicherten aus Bayern im Alter bis 17 Jahre aus
den ersten Halbjahren 2019 und 2020 ausgewertet. Damit sind die Daten
von rund fünf Prozent aller Kinder und Jugendliche im Freistaat
berücksichtigt worden.