Iranischer Kleriker: Corona-Vakzine macht schwul - Ministerium empört

Teheran (dpa) - Das iranische Gesundheitsministerium geht gegen einen
Kleriker vor, der einen angeblichen Zusammenhang zwischen
Corona-Impfstoffen und Homosexualität propagiert und generell von
Impfungen abrät. «Das sind nicht nur abergläubische und blödsinnige

Ansichten, sondern auch eine illegale Einmischung in die
gesundheitspolitischen Angelegenheiten des Landes», sagte
Presseleiter Kianusch Dschahanpur laut Medienberichten vom Dienstag.
Diese Art von Stimmungsmache dürfe nicht ohne juristische
Konsequenzen bleiben.

Der 68 Jahre alte Kleriker Abbas Tabrisian ist im Iran nicht nur als
«islamischer Medizinmann», sondern auch als Verschwörungstheoretiker

bekannt. Er lehnt die moderne Medizin strikt ab und bezeichnet sie
als «ein Projekt der Zionisten, Amerikaner und des Imperialismus»
gegen Muslime. Er glaubt auch, dass viele Krankheiten durch einfaches
Beten und ohne Ärzte und Medizin geheilt werden können. Zu seinen
bevorzugten Heilmethoden gehören Kamelurin und Honig-Bandagen.

Auf seinem Kanal in der Messenger App Telegram propagiert der
Kleriker außerdem, dass die Impfstoffe zu einer Reduzierung des
islamischen Glaubens führen und homosexuellen Neigungen auslösen. Im
Islam - und somit auch im Iran - gilt Homosexualität als eine
«krankhafte Perversion», die auch hart bestraft werden kann.

Das Gesundheitsministerium reagierte empört und auch besorgt.
Besonders bei dieser lebensgefährlichen Pandemie sollten Kleriker
nicht im Namen der Religion mit Menschenleben spielen, so das
Ministerium. In den vergangenen zwölf Monaten wurden im Iran im
Zusammenhang mit dem Virus mehr als 58 000 Todesfälle und mehr als
1,4 Millionen Infektionen erfasst. Trotz strenger Lockdowns werden
weiterhin bis zu 70 Corona-Tote und 7000 Neuinfektionen pro Tag
registriert.