Nach Corona-Gipfel: Handel wirft Politik Wortbruch vor

Berlin (dpa) - Nach der Entscheidung von Bund und Ländern zur
Verlängerung des Corona-Lockdowns hat der Handel der Politik
Wortbruch vorgeworfen. «Die Politik hat ihre Hausaufgaben nicht
gemacht und bleibt in dieser für uns alle dramatischen Situation den
vor Wochen versprochenen Plan zum Ausstieg aus dem Lockdown
schuldig», klagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth in Berlin.
Viele Einzelhändler bringe das in eine ausweglose Lage.

Jeder durch den Lockdown verlorene Verkaufstag kostet die
Einzelhändler laut HDE Umsätze in Höhe von rund 700 Millionen Euro.
«Viele Händler wissen nicht mehr, wie es weitergehen soll. Die
Situation ist oft aussichtslos: Keinerlei Planungssicherheit, kein
Licht am Ende des Tunnels und nach wie vor unzureichende staatliche
Unterstützung», klagte Genth. Der Umgang der Politik mit den rund
200 000 vom Lockdown betroffenen Handelsunternehmen sei unangemessen
und unverständlich.

Scharf kritisierte der HDE auch an die Festlegung einer neuen
Inzidenzzahl von maximal 35 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern
binnen einer Woche als Voraussetzung für die Wiedereröffnung der
Geschäfte. Die Grenze erscheine willkürlich. Notwendig seien
abgestufte Verfahren, die bereits bei höheren Zahlen Öffnungen mit
strengeren Hygienevorgaben oder auch den Einkauf mit vorheriger
Terminvereinbarung möglich machten.

Gleichzeitig forderte der HDE eine Nachbesserung bei den
Überbrückungshilfen für den Handel. Es können nicht sein, dass
Unternehmen mit mehr als 750 Millionen Euro Jahresumsatz keine
Unterstützung bekämen. Außerdem müssten die
Abschreibungsmöglichkeiten für Saisonware vereinfacht werden. Ohne
weitere staatliche Hilfen sehe mehr als jeder zweite vom Lockdown
betroffene Händler seine Existenz gefährdet, warnte Genth.