Hamburg bleibt im Lockdown - Tschentscher warnt vor Virusmutanten

Kontaktbeschränkung, geschlossene Geschäfte, Homeoffice: Auch Hamburg
bleibt vorläufig im Lockdown. Bürgermeister Tschentscher warnt
eindringlich vor den Corona-Virusvarianten und appelliert an die
Bürger: Bleibt zu Hause, auch in den anstehenden Märzferien.

Hamburg (dpa/lno) - Hamburg wird die von Bund und Ländern
vereinbarten Beschlüsse zur Verlängerung des Corona-Lockdowns ohne
Änderungen umsetzen. Dies sei angesichts der Risiken durch
Virusmutanten geboten, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD)
am Mittwochabend nach Beratungen der Länderregierungschefs mit der
Kanzlerin. Zwar zeigten die Corona-Zahlen in der Hansestadt derzeit
in die «richtige Richtung. (...) Wir wissen aber nicht, wie lange das
noch so weitergeht.»

Die Situation sei angesichts der Virusmutanten nach wie vor unsicher,
so dass man davon ausgehen müsse, «dass die Lage schwieriger wird»,
warnte er. Die Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000
Einwohner binnen sieben Tagen, müsse weiter deutlich gesenkt werden -
«auf unter 35, um Sicherheit zu bekommen und nicht die Gefahr einer
dritten Welle zu erleiden».

Die seit Dezember geltenden harten Einschränkungen würden daher
«zunächst bis zum 7. März verlängert, und alle Grundsätze gelten

fort». Lediglich die Friseurgeschäfte dürften ab dem 1. März wieder

öffnen, weil sich herausgestellt habe, dass ihre Schließung «für
viele Menschen ein dringendes Problem des Alltags ist». Dies gelte
vor allem für ältere Menschen, die sich häufig selbst nicht mehr
frisieren könnten. «Deshalb diese eine Ausnahme.»

Von der Vereinbarung, dass die Länder Schulen und Kitas früher öffnen

können, mache Hamburg wegen der Frühjahrsferien, die am 1. März
beginnen, zunächst keinen Gebrauch, sagte Tschentscher. Solange
bleibe an den Schulen die Präsenzpflicht aufgehoben und die Kitas im
erweiterten Notbetrieb. Mit Blick auf die zweiwöchigen Ferien sagte
der Bürgermeister, die Lage erlaube weiterhin keine privaten Reisen.
«In diesem Jahr sollte es keine Urlaubsreise geben.»

Tschentscher bezeichnete die gesunkene Sieben-Tage-Inzidenz als «sehr
gute Nachricht». Jetzt liege der Wert in Hamburg unter 70, nach
Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) sogar unter 60. Experten
warnten aber vor den Mutanten, die sich bereits in Großbritannien,
Portugal und anderen Ländern ausgebreitet hätten. Das RKI gehe
bislang davon aus, dass fünf bis sechs Prozent der Infektionen in
Deutschland durch die britische Variante verursacht seien. «Wie
schnell es zunimmt (...), das ist alles noch nicht ausreichend
fundiert erfasst», sagte Tschentscher.

Nach Angaben der Gesundheitsbehörde sind in Hamburg bis Mittwoch nur
sieben Infektionen mit der britischen Corona-Mutante B.1.1.7
nachgewiesen worden. Dazu gibt es einen Fall mit der südafrikanischen
Mutante B.1.135 sowie eine weitere Variante mit der Bezeichnung
B.1.258. Die brasilianische Variante B.1.1.28 sei bislang in Hamburg
nicht nachgewiesen worden. In gut zwanzig Fällen sei noch eine
Klärung anhängig. «Insgesamt spielt das Auftreten von Mutationsformen

des Coronavirus damit nach den derzeit vorliegenden Erkenntnissen
bislang keine nennenswerte Rolle», sagte der Sprecher der
Gesundheitsbehörde, Martin Helfrich.

Auf die Frage, wann die Läden alle wieder öffnen könnten, sagte
Tschentscher, dass er das gerne sagen würde. «Aber da wir alle keine
Hellseher sind, auch die Wissenschaft nicht, (...) können wir dazu
keinen Termin nennen.»

Nach Angaben der Gesundheitsbehörde sind die derzeit geöffneten
Supermärkte und Geschäfte des alltäglichen Bedarfs keine
Infektionsherde. Es könnten zwar nicht alle Übertragungen
nachverfolgt werden. Aber: «Die zuständigen Behörden haben keinerlei

Anhaltspunkt dafür, dass Supermärkte oder andere noch geöffnete
Geschäfte in den vergangenen Wochen Ansteckungsherde waren.»