Weiberfastnacht im Lockdown in Köln

Ein trauriger Winter auch für die Narren: Wegen Corona fällt der
Straßenkarneval in Nordrhein-Westfalen aus. Zumindest gibt es aber
eine große Online-Show zugunsten notleidender Karnevalskünstler.

Köln (dpa) - An Weiberfastnacht beginnen traditionell die tollen Tage
- doch diesmal läuft das närrische Treiben wegen Corona auf
Sparflamme. Rathausstürmungen, Krawattenkürzungen, Konzerte und
Sitzungen: alles abgesagt. In Köln müssen die Beschäftigten der Stadt

sogar ganz normal arbeiten.

Einiges tut sich aber doch: So findet in der Kölner Lanxess-Arena
eine große Karnevalsshow statt, die gestreamt wird. Ziel der Show ist
es, Spenden für notleidende Karnevalskünstler, Bühnenarbeiter, Fahrer

und Tanzgruppen zu sammeln. Viele von ihnen sind durch den Ausfall
von Sitzungen, Bällen und Partys in ihrer beruflichen Existenz
gefährdet. Moderiert wird das Programm von Guido Cantz und Mirja
Boes.

«Wir haben schon weit über 300 000 Euro gespendet bekommen, das ist
natürlich toll», sagte Guido Cantz der Deutschen Presse-Agentur. Am
Karneval würden unheimlich viele Jobs hängen. «Ich hab zum Beispiel
kürzlich mit einem Fotografen gesprochen, der sagte «Karneval ist
einer meiner größten Umsatzbringer». Es ist wirklich toll, dass da so

eine große Solidarität entstanden ist.»

Die Show dauert sechseinhalb bis sieben Stunden. «Wir haben auch
viele Talkgäste und Bands, die auftreten», sagte Cantz. «Die
Lanxess-Arena ist ideal, weil man da coronatechnisch gut produzieren
kann. Die Künstler kommen an der einen Seite rein und an der anderen
wieder raus.» Alle Beteiligten seien ehrenamtlich mit dabei. «Das ist
ein Riesenproduktionsstab geworden.» Zu verfolgen ist die Show über
www.nitallein.de, Magenta TV und auf der Website des «Kölner
Stadt-Anzeigers».

Die coronabedingte Absage der Karnevalsfeierlichkeiten kostet die
Schunkelmetropole Köln einer Studie zufolge knapp 600 Millionen Euro.
Von dem üblichen Umsatz blieben dieses Mal wohl nur etwa
neun Millionen Euro, heißt es in einer Analyse der
Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG). Beim
Kostümhersteller Deiters ist der Umsatz um 90 Prozent eingebrochen.
«Wirtschaftlich gesehen ist das für uns eine Katastrophe», sagte
Firmenchef Herbert Geiss.

In Köln - das an Weiberfastnacht sonst Hunderttausende Touristen
anzieht - ist es diesmal im gesamten Stadtgebiet verboten, Alkohol im
öffentlichen Raum zu konsumieren. An bestimmten Hotspots darf auch
kein Alkohol verkauft werden. Polizei und Ordnungsamt wollen Verstöße
gegen die Corona-Regeln wie auch gegen das Alkoholverbot konsequent
ahnden. Auch private Karnevalspartys würden nicht toleriert, sagte
ein Polizeisprecher.