Astrazeneca will in Dessau Corona-Impfstoff für Europa produzieren

Am ostdeutschen Standort der Firma IDT Biologika soll eine der
größten Impfstoffanlagen Europas entstehen. Das sei ein weiterer
wichtiger Schritt zur Bekämpfung der Corona-Pandemie.

Brüssel/Dessau (dpa) - Mehr Impfstoff im Kampf gegen die Pandemie:
Das britisch-schwedische Unternehmen Astrazeneca will die Herstellung
von Corona-Impfstoff beschleunigen und dabei eng mit der Firma IDT
Biologika in Dessau zusammenarbeiten. Beide Unternehmen hätten eine
Absichtserklärung unterzeichnet, teilten Astrazeneca und IDT
Biologika am Mittwoch mit. In Dessau in Sachsen-Anhalt sollen
zusätzliche Produktionsanlagen entstehen.

Man prüfe Möglichkeiten, im zweiten Quartal die Auslieferung des
Covid-19-Impfstoffs von Astrazeneca zu erhöhen, um den Bedarf in
Europa decken zu helfen, erklärte Astrazeneca. Zudem wollten beide
Firmen «große zusätzliche Wirkstoff-Kapazitäten für die Zukunft
»
aufbauen. Dazu wollten beide Unternehmen in den
IDT-Biologika-Standort in Dessau investieren, hieß es weiter. IDT
Biologika hat nach eigenen Angaben insgesamt 1400 Mitarbeiter an drei
Standorten, darunter zwei in Deutschland - Dessau und Magdeburg - und
einen in den USA.

Oberbürgermeister Peter Kuras (FDP) sagte, er sei hocherfreut, dass
der Standort in Dessau-Roßlau von Astrazeneca als Produktionsstätte
ausgewählt wurde. IDT Biologika habe jahrzehntelange Erfahrungen in
der Herstellung verschiedenster Impfstoffe. Die Stadt werde das
Vorhaben nach Kräften unterstützen.

In Dessau sollten den Angaben nach bis zu fünf
2000-Liter-Bioreaktoren entstehen, in denen eine zweistellige
Millionenzahl von Impfdosen pro Monat produziert werden könnten. Die
neuen Anlagen sollen jedoch erst Ende 2022 betriebsbereit sein. Sie
könnten auch von anderen Firmen mit ähnlicher Impfstoff-Technologie
genutzt werden, erklärte Astrazeneca weiter. Damit entstünde bei IDT
Biologika eine der größten Impfstoffanlagen dieser Art in Europa.
Insgesamt werde IDT Biologika einen dreistelligen Millionenbetrag für
die Kapazitätserweiterung aufwenden, wie ein Sprecher mitteilte.
Geplant sei ein neues Gebäude am Standort Dessau.
"Ich bin hocherfreut, dass der Standort der IDT-Biologika in
Dessau-Roßlau von Astrazeneca als Produktionsstätte ausgewählt wurde.


Das Unternehmen hat jahrzehntelange Erfahrungen in der Herstellung
verschiedenster Impfstoffe und am hiesigen Standort eine sehr
weitsichtige Flächen- und Infrastrukturplanung umgesetzt, die es ihm
jetzt erlaubt, zusätzliche Produktionskapazitäten zu schaffen. Die
Stadtverwaltung Dessau-Roßlau wird dieses Vorhaben nach Kräften
unterstützen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) lobte die Zusammenarbeit
als einen weiteren wichtigen Schritt für die Bundesrepublik.
«Deutschland wird in dieser Pandemie immer mehr zu einem wichtigen
Impfstoff-Hub», teilte er am Mittwoch mit. «Das hilft uns in dieser
Pandemie, ist aber auch eine Stärkung des Pharma-Standorts
Deutschland für die 20er-Jahre.»

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) bezeichnete
die geplante Kooperation zwischen Astrazeneca und IDT Biologika als
einen weiteren wichtigen Schritt zur Bekämpfung der Pandemie. Für ihn
sei diese auch Beleg dafür, dass die Kompetenz und die
Leistungsfähigkeit der Biotech-Branche in Sachsen-Anhalt
international geschätzt werde. Haseloff verwies darauf, dass im
Bundesland in Brehna (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) bereits der
Impfstoff der Firma Biontech produziert werde.

Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) erklärte, die
Biotech-Branche des Landes wachse dynamisch. Sie leiste einen
wertvollen Beitrag zum Kampf gegen die Corona-Pandemie, insbesondere
zur Linderung der Impfstoff-Engpässe, so Willingmann.

IDT-Biologika-Chef Jürgen Betzing erklärte: «Wir sind stolz, dass
Astrazeneca uns als strategischen Partner für die Herstellung seiner
Impfstoffe ausgewählt hat.» Astrazeneca-Chef Pascal Soriot betonte,
die Vereinbarung werde Europa helfen, eine eigenständige Herstellung
von Impfstoffen aufzubauen. Soriot dankte der Bundesregierung und der
EU-Kommission für ihre Bemühungen.

Die EU-Kommission hatte 400 Millionen Impfdosen von Astrazeneca
bestellt, das Vakzin ist inzwischen auch in der EU zugelassen. Der
Hersteller teilte jedoch kurzfristig mit, im ersten Quartal weit
weniger liefern zu können als zuvor angekündigt - nur 40 Millionen
statt 80 Millionen Dosen.