Bildungsgewerkschaft fordert: Kein Sitzenbleiben im Corona-Schuljahr

Berlin (dpa) - Schulzeugnisse und Abschlussprüfungen sollten in
diesem Jahr aus Sicht von Lehrerverbänden die erschwerten Umstände
der Corona-Pandemie berücksichtigen. «Eine Ausnahmesituation wie die
Corona-Krise verlangt besondere Regelungen: In diesem Schuljahr darf
niemand sitzenbleiben», sagte die Chefin der Gewerkschaft Erziehung
und Wissenschaft (GEW), Marlis Tepe, dem Redaktionsnetzwerk
Deutschland (RND/Donnerstag). Abitur und Mittlerer Abschluss müssten
auch ohne Prüfung auf Basis von Vorleistungen abgelegt werden können.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) sprach sich für eine flexible
Bewertung der Leistungen und Umstände der Schüler durch die
Lehrkräfte aus. «Einen generellen Corona-Bonus wird es aber nicht
geben», sagte VBE-Chef Udo Beckmann dem RND. Mit Blick auf das Abitur
verwies auch die Vorsitzende des Deutschen Philologenverbands auf die
Kompetenz der Lehrerinnen und Lehrer vor Ort. Vergleichbarkeit durch
zentrale Aufgaben sei zwar grundsätzlich richtig, sagte Susanne
Lin-Klitzing dem RND. «Doch in diesem Schuljahr ist eben vieles
anders als sonst gelaufen - und oft kann nur der Lehrer vor Ort genau
beurteilen, was gelernt werden konnte und was nicht.»

Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Peter-André Alt,
forderte ein einheitliches Vorgehen der Länder beim Abitur. Notenboni
müsse es für alle oder für niemanden geben, sagte er den Zeitungen
der Funke Mediengruppe (Donnerstag). «Wenn man etwas unternimmt, dann
bitte in Abstimmung.» Wissenslücken bei den Abiturienten stellten die
Universitäten voraussichtlich aber eher nicht vor große Probleme:
Hochschulen könnten mehr der in den letzten Jahren etablierten
Brückenkurse anbieten, die zu Semesterbeginn Nachhilfe in bestimmten
Fächern bieten, so Alt.