Britischer Experte: Impfung kann Todesfälle um 99 Prozent verringern

London (dpa) - Nach der Zulassung des Corona-Impfstoffs von Biontech
und Pfizer hofft die britische Regierung auf eine drastische
Reduzierung der Todesfälle durch Corona. Die erste Phase des
Immunisierungsprogramms soll bereits in der kommenden Woche beginnen
und vor allem auf ältere und geschwächte Menschen sowie Bewohner von
Pflegeheimen abzielen.

«Wir könnten theoretisch 99 Prozent der Krankenhausaufenthalte und
Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 eliminieren», sagte Professor
Jonathan Van-Tam, der stellvertretende medizinische Chefberater der
Regierung in England, im BBC-Fernsehen am Donnerstag. Voraussetzung
sei aber, dass die Impfung auf hohe Akzeptanz in der Bevölkerung
stoße. Premierminister Boris Johnson wollte noch am Donnerstag in
einer Facebook-Fragestunde auf die Fragen und Sorgen der Bevölkerung
eingehen.

Van-Tam warnte jedoch auch vor übereilter Euphorie und Nachlässigkeit
im Umgang mit der Pandemie. «Wir müssen auch sicherstellen, dass die
Leute verstehen, dass dies kein unmittelbarer Ausweg von irgendetwas
ist», so der Wissenschaftler. Man habe nun noch einige harte
Wintermonate vor sich und die Menschen müssten weiterhin die
Abstandsregeln befolgen, egal ob sie eine Impfung erhalten hätten
oder nicht.

Noch am Donnerstag sollten nach den Worten Van-Tams die ersten Dosen
des Impfstoffs in Großbritannien eintreffen. Doch bereits zuvor hatte
die Regierung eingestanden, dass die Verabreichung in Pflegeheimen
zunächst aufgeschoben werden muss. Die Impfungen sollen zunächst in
50 Kliniken im Land verabreicht werden, erklärte Simon Stevens vom
englischen Gesundheitsdienst NHS (National Health Service) am
Mittwochabend. Später sollen Hausarztpraxen hinzukommen. Anfangs
seien aber wegen der komplizierten Lagerung bei minus 70 Grad nur
Einheiten mit 975 Dosen verfügbar. Sobald ein Weg gefunden sei, die
Impfdosen auf sicherem Wege in kleinere Einheiten zu unterteilen,
könne mit dem Impfen in Pflegeheimen begonnen werden.