Teil-Lockdown bis zum 10. Januar - Hoffen auf baldige Impfungen

Viele Menschen sehnen sich nach ihrem normalen Leben zurück. Doch in
der Corona-Pandemie läuft es auf einen längeren Teil-Lockdown bis zum
10. Januar hinaus - erst einmal. Die jüngsten Zahlen des RKI geben
noch keinen Anlass zur Entwarnung.

Berlin (dpa) - Der wegen der Corona-Pandemie verhängte Teil-Lockdown
mit geschlossenen Restaurants, Museen, Theatern und
Freizeiteinrichtungen wird bis zum 10. Januar verlängert. Das
beschlossen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die
Ministerpräsidenten der Länder bei ihren Beratungen am Mittwoch. «Im

Grundsatz bleibt der Zustand, wie er jetzt ist, mit Ausnahme
natürlich der Weihnachtsregelungen, die noch extra getroffen wurden»,
sagte Merkel nach den Beratungen.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen
hatten vor allem Merkel, Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin
Laschet (CDU) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in der
Schalte für eine Verlängerung des Teil-Lockdowns bis einschließlich
10. Januar plädiert. Laschet wurde aus der Runde mit den Worten
zitiert: «Wir sorgen für Klarheit.» Am 4. Januar wollen Bund und
Länder dann darüber beraten, wie es anschließend weitergehen soll.

Der Teil-Lockdown gilt seit Anfang November und war in der
vergangenen Woche zunächst bis kurz vor Weihnachten verlängert
worden. Merkel verwies am Mittwoch aber darauf, dass man im
Durchschnitt noch weit von dem Ziel entfernt sei, zu einer Inzidenz
von 50 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen zu
kommen.

Die Gesundheitsämter meldeten dem Robert Koch-Institut (RKI) zuletzt
innerhalb von 24 Stunden 479 Todesfälle im Zusammenhang mit dem
Coronavirus. Am Mittwoch war mit 487 Todesfällen der höchste
Tageswert seit Beginn der Pandemie erreicht worden. Zudem stecken
sich in Deutschland nach wie vor vergleichsweise viele Menschen mit
dem Virus an. 22 046 Neuinfektionen wurden gemeldet, wie aus
RKI-Zahlen vom Donnerstagmorgen hervorgeht. Das war nur knapp unter
dem Niveau eine Woche zuvor.

Saar-Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) verlangte im Kampf gegen die
Pandemie von seinen Länderkollegen Geschlossenheit. «Die Menschen
erwarten bei allen regionalen Unterschieden, dass wir bundesweit
vergleichbare Regelungen für den Umgang mit der Corona-Pandemie
treffen», sagte Hans am Mittwochabend der Deutschen Presse-Agentur in
Berlin. «Was wir jetzt mit am dringendsten brauchen, ist
Geschlossenheit: Je mehr wir mit einer Stimme sprechen, desto höher
ist die Akzeptanz der Maßnahmen.»

Bayerns Ministerpräsident Söder deutete an, dass es auch noch eine
weitere Verschärfung der Maßnahmen geben könnte. «Die Frage ist, ob

wir das Land die ganze Zeit in dieser Art von Halbschlaf halten
können oder ob wir nicht irgendwann auch mal überlegen müssen, an
einigen Stellen sehr deutlich und konsequent tiefer heranzugehen»,
sagte der CSU-Vorsitzende. Sein Gefühl sei, «dass wir uns da nicht
scheuen dürfen, am Ende auch sehr konsequent zu sein - und vielleicht
einmal kürzer konsequenter als länger halbkonsequent».

Der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd
Landsberg, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag),
eine Verlängerung des Teil-Lockdowns bis Anfang Januar sei ein
harter, aber unvermeidbarer Ansatz. Die Infektionszahlen seien nach
wie vor deutlich zu hoch. «Trotzdem ist es notwendig, schon jetzt
eine klare Perspektive für die Zeit nach Anfang Januar zu
entwickeln», sagte Landsberg. «Ein mehrmonatiger Lockdown, der auch
zu Beginn des Jahres 2021 fortbesteht, ist nur schwer vorstellbar.»

Dies gelte nicht nur aus der Perspektive der betroffenen Unternehmen
und Gesamtwirtschaft, sondern auch aus der Sicht der Menschen, die
sich zu Recht ein wenig Normalität zurückwünschten. Landsberg meinte,

die Politik müsse «klare Hoffnungssignale» an die Bevölkerung
aussenden. «Das sollte möglich sein, zumal die voraussichtlich bald
beginnenden Impfungen nach und nach mehr Sicherheit gewährleisten
können.»

Dahingegen hatte Merkel am Mittwochabend davor gewarnt, anfangs zu
hohe Erwartungen an Impfungen zu haben. Im ersten Quartal werde man
wahrscheinlich rund sieben Millionen Impfdosen bekommen, und nötig
seien zwei Impfungen in einem bestimmten zeitlichen Abstand. «Im
zweiten Quartal wird sich die Sache nach menschlichem Ermessen sehr
viel besser dann schon darstellen.» Im dritten Quartal stehe
wahrscheinlich sehr viel Impfstoff zur Verfügung.

In der EU sind Zulassungen für zwei Impfstoffe beantragt worden: für
einen des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer
sowie für ein Produkt des US-Konzerns Moderna. Der Impfstoff von
Biontech/Pfizer erhielt bereits eine Notfallzulassung der britischen
Aufsichtsbehörde, wie am Mittwoch bekannt wurde.