Passau ist Deutschlands Corona-Hotspot - Ursachenforschung

Warum sind ausgerechnet in Passau die Infektionszahlen so in die Höhe
geschnellt? Eine klare Antwort auf diese Frage findet sich nicht. Die
Lage ist dem Oberbürgermeister zufolge «diffus». Die Menschen sollen

jedenfalls vorerst weitgehend zuhause bleiben.

Passau (dpa) - Nirgendwo in Deutschland gab es zuletzt so viele
Neuinfektionen mit dem Coronavirus wie im niederbayerischen Passau.
Die Sieben-Tage-Inzidenz - also die Zahl der Neuinfektionen pro
100 000 Einwohner binnen einer Woche - lag am Montag nach Angaben des
Robert Koch-Institutes bei 579,5. Lediglich der thüringische
Landkreis Hildburghausen ist mit einem Inzidenzwert von 579,1 ähnlich
betroffen. Die Behörden in Passau betreiben Ursachenforschung.

Es gebe mehrere Seniorenheime mit Corona-Fällen, sagte
Oberbürgermeister Jürgen Dupper (SPD) am Abend. Dort habe es
Reihentestungen gegeben, die nun in die aktuellen Zahlen eingeflossen
seien. In zwei Einrichtungen sei die Lage «sehr dramatisch», in einem
Heim habe es am Montag vier Todesfälle gegeben.

Auch eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylsuchende ist Dupper zufolge
betroffen. Im Klinikum Passau wurden am Montag 73 Covid-19-Patienten
behandelt, von denen sich zehn auf der Intensivstation befanden, wo
wiederum drei auch beatmet werden müssen.

Der Rathauschef hatte am Freitag strenge Corona-Beschränkungen
verkündet, nachdem der Inzidenz-Wert auf 440 gestiegen war. «Die Lage
ist diffus und wir müssen unbedingt die Kontakte reduzieren», sagte
er nun. Die Maßnahmen gelten seit Samstag und sollen mindestens eine
Woche dauern. Frühestens bei einem Wert von 300 sollen die
Beschränkungen gelockert werden.

Unklar sei, welche Rolle die Grenznähe spiele: Es sei weiterhin so,
dass die Bayern nach Österreich zum Tanken fahren und die
Österreicher nach Bayern zum Einkaufen kommen, sagte Dupper.
Änderungen beim Grenzverkehr müssten auf Bundesebene geregelt werden.

In Passau dürfen die Menschen ihre Wohnung seit Samstag nur noch aus
triftigem Grund verlassen, beispielsweise um zur Arbeit, zum Arzt
oder zum Einkaufen zu gehen. Außerdem gilt ein Alkoholverbot auf
öffentlichen Plätzen. Die Polizei ist nach eigenen Angaben mit
mehreren Streifenbesatzungen im Einsatz, um die Einhaltung der Regeln
zu kontrollieren. Die Menschen hielten sich aber überwiegend an die
Vorgaben. Lediglich vereinzelte Verstöße seien festgestellt worden,
teilte die Polizei am Montag mit.

Die Stadt verordnete zudem Wechselunterricht für die Jahrgangsstufen
sieben bis elf - mit Ausnahme von Abschlussklassen an Mittel- und
Realschulen. Wer einen Angehörigen in einem Altenheim besuchen will,
muss vorher einen Schnelltest machen.

Auch im Landkreis Passau ist die Zahl der Infektionszahlen hoch, dort
lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Montag bei 360, im niederbayerischen
Landkreis Regen bei 391. Betroffen waren in letzter Zeit auch die
Landkreise Rottal-Inn und Freyung-Grafenau. Außerhalb Niederbayerns
lag im Freistaat nur Nürnberg mit 307,3 knapp über der 300er-Marke.

Ein Sprecher des Passauer Landratsamtes sprach ebenfalls von einer
diffusen Lage. Es spielten mehrere Faktoren zusammen: einzelne
Seniorenheime und Asylunterkünfte, ein großer Corona-Ausbruch im
Schlachthof Vilshofen sowie die hohen Infektionszahlen in
benachbarten Landkreisen. An einem einzigen Punkt festmachen lasse
sich die Infektionszahl in der Region nicht.

Der Schlachthof in Vilshofen (Landkreis Passau) war in der
vergangenen Woche geschlossen worden, nachdem sich 80 Mitarbeiter mit
dem Coronavirus infiziert hatten. Ab Dienstag soll der Betrieb
zumindest teilweise wieder aufgenommen werden.