Gesundheitsämter geraten bei Corona-Nachverfolgung an ihre Grenzen

Fast 17 000 Menschen haben sich seit Beginn der Pandemie in Thüringen
mit dem Corona-Virus infiziert. Die Kontaktverfolgung gestaltet sich
inzwischen für die Gesundheitsämter immer schwieriger.

Erfurt (dpa/th) - Die Gesundheitsämter in Thüringen stoßen bei der
Erfassung und Nachverfolgung von Corona-Infektionen immer mehr an
ihre Grenzen. «Nach neun Monaten der Pandemie, haben wir einen Punkt
erreicht, an dem es nicht mehr geht», sagte der Amtsarzt des
Saale-Orla-Kreises, Torsten Bossert, am Montag in Schleiz.

Mit 81 gemeldeten Neuinfektionen übers Wochenende, davon allein 40 am
Sonntag, wurde nach seinen Angaben im Landkreis der nächste
Rekordwert erreicht - eine Zuwachsrate, die vor wenigen Wochen noch
undenkbar schien. «Bis vor kurzem sind wir ganz gut durchgekommen,
aber jetzt kommen wir mit der Abarbeitung der Fälle nicht mehr
hinterher.»

Auch im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt hat sich die Situation durch
das enorme Fallaufkommen seit Anfang November verschärft. «Durch eine
14-tägige Quarantäne fast aller Mitarbeiter des Gesundheitsamtes
aufgrund von zwei positiven Fällen wurden nicht nur die
Arbeitsabläufe eingeschränkt, sondern es hat sich auch die geplante
Personalzuführung und aufwendige Einarbeitung der zugewiesenen
Mitarbeiter um zwei Wochen verzögert», teilte das Landratsamt mit.

Insbesondere aus diesem Grund, aber auch durch die täglich sehr große
Menge positiver Meldungen sei das Gesundheitsamt derzeit nicht in der
Lage, alle eingehenden Fälle ausreichend schnell zu bearbeiten. Dort
wie auch im Saale-Orla-Kreis unterstützt die Bundeswehr die
Gesundheitsämter.

Im Landkreis Hildburghausen, der in Thüringen an stärksten von der
Pandemie betroffen ist, wurde hingegen am Wochenende keine
Neuinfektion gemeldet. Dennoch ist der Kreis mit 579,1 Neuinfektionen
je 100 000 Einwohnern nach Passau weiter der zweite Corona-Hotspot in
ganz Deutschland. Dort soll am Dienstag mit ersten Tests für 8000
Kinder und 1000 Erwachsene begonnen werden.

Die Zahl der Infektionen mit dem Coronavirus ist in Thüringen seit
Beginn der Pandemie auf nunmehr 16 995 gestiegen. Wie das
Gesundheitsministerium am Montag in Erfurt mitteilte, wurden binnen
eines Tages, seit Sonntag, 310 neue Fälle gemeldet. 81 Patienten
würden auf Intensivstationen behandelt, 347 Menschen seien seit dem
Ausbruch der Pandemie an oder mit dem Corona-Virus gestorben. 11 580
Menschen gelten Schätzungen zufolge als genesen.