Strafen und Demütigungen - Studie zum Tod von drei Kurkindern 1969

Hannover (dpa/lni) - Hunderttausende Klein- und Schulkinder sind
zwischen 1950 und 1990 zur Erholung ohne Eltern in Kurheime geschickt
worden - in vielen gab es Betroffenen zufolge schwere Misshandlungen.
Im südniedersächsischen Bad Salzdetfurth starben 1969 in einer
Kinderheilanstalt innerhalb weniger Monate zwei Jungen und ein
Mädchen - die Umstände ihres Todes hat ein Historiker im Auftrag der
Diakonie Niedersachsen untersucht. «Die Sachlage, die aus den
vorliegenden Akten zu entnehmen ist, beschämt uns zutiefst», sagte
Diakonie-Vorstandssprecher Hans-Joachim Lenke am Montag. Zum Umgang
mit den Kindern hätten Strafen und Demütigungen gehört. Bei den
Todesfällen könne man zumindest ansatzweise Fahrlässigkeit
unterstellen, heißt es im Fazit der Studie.

Für eine Aufklärung der Missstände in den Kurheimen - davon viele in

Ostfriesland und im Harz - setzt sich die «Initiative
Verschickungskinder» ein. Sabine Schwemm war als Vierjährige Ende
1968 zur Erholung in der Kinderheilanstalt Bad Salzdetfurth. «Das
Schlimmste war, dass ich dort geschlagen wurde», sagte sie der
Deutschen Presse-Agentur. Ihre Eltern habe sie vier Wochen nicht
gesehen. «Den Eltern wurde vorgegaukelt, dass es einem gut geht.»
Dass die Diakonie jetzt Verantwortung übernehme, sei vorbildlich.